Lass mich gesund nach Accra kommen

 

Mit Dir, o Herr, will ich mich in den Wagen setzen,

der mich jetzt nach Accra bringen soll.

Die Straße ist ja jetzt ganz gut,

und die Autos sind auch besser als die alten Mammytrucks.

Aber dafür rasen die Fahrer

auch jetzt wie die Irren über die Piste.

Halte den Fuß des Fahrers am Gaspedal.

Lass ihn langsam fahren

und nicht zum Mörder an anderen Menschen werden.

Lass mich gesund nach Accra kommen

und lass mich dort richtig meinen Auftrag erfüllen.

Bringe mich wieder sicher an meinen Platz zurück,

wenn es Dein Wille ist.

Gelobt seist Du,

Gott Vater, Gott Sohn, Gott Heiliger Geist.

Amen

 

Fritz Pawelzik: Ich werfe meine Freude an den Himmel.

Gebete aus Afrika. R. Brockhaus, 1992, S. 41

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Ich sah die Frauen in ihren bunten Kleidern, die vielen Kinder vor den niedrigen Lehmhütten. Alles faszinierte mich. Auf mein Bitten hin stoppte George auch hier den Wagen, fragte die Frauen für mich, ob ich ein Bild von ihnen machen dürfe. Stets gab es zuerst einen kleinen Wortwechsel, den ich nicht verstand, erst Georges „Sie ist das erstemal in Afrika“ brachte die Menschen dazu, mir aufmunternd zuzunicken.

Doch je mehr ich fotografierte, desto schweigsamer war George geworden. Schließlich fragte er: „Nimmst du die Bilder alle mit nach Deutschland?“

„Natürlich, ich will mir die Fotos ansehen, wenn ich wieder zu Hause bin“, antwortete ich.

„Und du wirst sie anderen Leuten zeigen, schlecht über uns reden und sagen: „Seht mal, die armen Afrikaner haben Löcher in den Hemden und keine Schuhe an, sie müssen barfuss gehen!“ Oh, ich weiß das, Freunde, die in Europa waren, haben mir das erzählt.“ Wie viel Bedeutung George in jedes Wort legte!

 

Seht, so leben die Ghanaer, das wollte ich tatsächlich sagen, aber auch: So verschieden ist das Land von unserem, solche Farben hat es, so sehen die Menschen aus. Wie sollte ich das George erklären!

„Ich werde dein Land niemals schlecht machen, George. Ich mag dein Land schon jetzt, obwohl ich es noch kaum kenne“, sagte ich. „Aber ich möchte nicht vergessen, was ich auf der Reise gesehen habe, darum mache ich die Fotos.“

„Vergisst du denn alles, was nicht in deiner Kamera ist?“

Anneliese Schwarz: Akuabo – sei willkommen!  dtv 1990, S. 14 f.

 

"Wenn die Ehe eine Erdnuss wäre..."

Über Fotografie und Textilien in Ghana

 

Im Europa des 19. Jahrhunderts begannen viele Fotografen als Porträtmaler, in Westafrika als Schneider. Beide sind gute "Imagemacher", versiert im Entwerfen äußerer Erscheinungen: "Kleider machen Leute!"

 

In Ghana gibt es eine lange Tradition, sich durch Stoffe an bestimmte Ereignisse zu erinnern. Diese Erinnerungen werden durch Fotografien "der zweiten Haut" des Menschen unterstützt. Schließlich wird das Fotoalbum zu einer Art dritten Haut, zur Bilderhaut der Kleidungsstücke des Einzelnen.

Besonders Frauen lassen sich gerne mit neuen Kleidungsstücken fotografieren. Das Fotoalbum wird dann zu einer Art Kleider-Tagebuch in Bildern. Dadurch wird der soziale Status der Männer, die ihren Frauen prachtvolle Kleidung ermöglichen, noch verstärkt.

 

Beerdigungen sind im südlichen Ghana ein häufiger Anlass, ein Fotostudio aufzusuchen. Der Akt des Fotografiert-Werdens stellt für die Angehörigen eine Passage im Totenritual dar, eine Art Rückkehr in den Alltag nach Bewältigung der Krise, die der Tod verursacht hat. Die Fotografie ist eine Möglichkeit, die erfahrene Traurigkeit als "abgespaltene Erinnerung" im Bild vor Augen zu haben.

Oftmals wird für Beerdigungen oder andere gesellschaftliche Anlässe ein bestimmter Stoff für die Mitglieder einer Großfamilie oder einer Gruppe festgelegt; eine Art "Stoff-Motto". Durch Stofffarbe und -muster verbunden, sich der Solidarität der anderen versichernd, geht man durch die soziale Krise oder gibt seiner Freude Ausdruck.

 

"In den gleichen Stoff gewandet" setzt man sich auch für gemeinsame Ziele ein, zum Beispiel für ein Straßenkinderprojekt der Frauenhilfe. Als Zeichen des Erfolgs wird anschließend ein Foto gemacht, auf dem das Individuum zugunsten der Gruppe zurücktritt.

Die Tradition des "Stoff-Mottos" gilt insbesondere für die bedruckten ghanaischen Adinkra-Stoffe. Adinkra bedeutet "Auf-Wiedersehen-sagen", und jedes Stoffmotiv hat seine eigene Bedeutung. Beinahe alle Stoffe tragen Namen. Ihr Erfolg und Absatz hängen weitgehend davon ab, ob sich die Träger mit der Botschaft des Stoffes identifizieren können. Stoffmuster sind visuelle Codes, mit ihnen lässt sich "anders sprechen" und Bezug nehmen auf die vielen Sprichwörter und Redensarten, die allgemeine Lebensweisheiten vermitteln.

Die Frau von General E. Kotoka, der 1966 den ersten Präsidenten Ghanas, Kwame Nkrumah, entmachtete, zitiert in einem Stoffmuster das Sprichwort: "If marriage would be a groundnut, we would open it before and look inside." (Wenn die Ehe eine Erdnuss wäre, würden wir sie vorher öffnen und hineinschauen.)

Wegen der hohen Kosten für die alten Adinkra-Stoffe bevorzugen die meisten Ghanaer heute industriell gefertigte Stoffe.

 

Die Fotografie in Ghana verkörpert beides:

Die Realität der Illusion und die Illusion der Realität

 

In den kleinen Fischerorten Ghanas, auch in Teshie, gehen die Menschen ins Studio des Fotografen, um im neuesten Kleid, mit einem alten Freund, anlässlich der Hochzeit oder eines anderen Ereignisses fotografiert zu werden. So bleiben die Fotografierten für alle Zeit im Gedächtnis ihrer Mitmenschen. Später werden diese Fotos vielleicht für die Schaffung einer Grabstatue oder eines großen Bildes auf dem Grabstein benötigt.

 

Dabei soll das Foto kein Abbild der Realität schaffen, sondern eher den Menschen wiedergeben, wie er gesehen werden möchte. Auf ihn, den Menschen als Individuum, in der Gruppe der Familienmitglieder, guter Freunde oder Gleichgesinnter, kommt es an. Fotos sind wichtig für den Einzelnen. Jeder möchte so oft wie möglich fotografiert werden und hofft auf einen Abzug der Bilder.

Besonders die Porträtfotografie hat eine lange Tradition in Ghana. Ursprünglich waren es wohl die Bilder der Kolonialherren, die den Wunsch weckten, so „schön“ auch verewigt zu werden. Zudem war das Fotografieren außerhalb der Studios bis in die neunziger Jahre weitgehend untersagt. So ist es verständlich, dass auch heute noch die Menschen in Ghana gerne für Fotos posieren und von jedem, der eine Kamera besitzt, erwarten, ein „schönes“ Foto zu machen.

Den Wunsch „Snap me one“ (mach ein Foto von mir) konnten wir meistens nicht abschlagen und so machten wir viele Fotos, die unsere Freunde sehr schön finden, die uns unsere Freunde näher brachten, die uns ihre Welt zunehmend verstehen ließen, die die Realität der Illusion zeigen und Illusion der Realität bleiben.

 

 
Westafrika

 

Westafrika erstreckt sich von der Atlantikküste im Westen bis zum Tschad-See im Osten und wird im Norden von der Sahara begrenzt. Im Süden erstreckt es sich bis zum Golf von Guinea.

Wichtigster Fluss ist der Niger, der Westafrika in einem riesigen Bogen durchfließt und im sogenannten Niger-Becken (Mali) ein "Binnendelta" bildet. Den Flüssen Senegal und Volta kommt für die Bewässerung Westafrikas große Bedeutung zu.

Charakteristisch für die Landschaft der Sahel-Sudan-Zone sind große Becken und endlos weite Ebenen innerhalb verschiedener Plateaulandschaften von unterschiedlicher Höhe (500-800m). Entlang der gesamten Atlantikküste (Senegal bis Nigeria) bestimmen Mündungsgebiete von Flüssen sowie Lagunen das Landschaftsbild. Es gibt nur wenige natürliche Häfen. Die meisten wurden in den letzten Jahrzehnten künstlich angelegt, z.B. Cotonou (Benin), Lome (Togo), Takoradi und Tema (Ghana), Abidjan (Elfenbeinküste).

In der nördlichen Sahel-Sudan-Zone und in der Sahara herrschen weite Sanddünenmeere vor. Die Wüste EI Dlouf (Mauretanien), die weit nach Mali hineinragt, sowie die Tene're-Wüste und der Erg von Bilma (beides Republik Niger) zählen zu den bekanntesten Sandmeeren.

 

Ghana – Eine Republik in Westafrika

 

Das Staatsgebiet grenzt im Norden und Nordwesten an Burkina Faso, im Osten an Togo, im Süden an den Golf von Guinea und im Westen an die Elfenbeinküste. Die ehemalige britische Kolonie (Goldküste) war das erste afrikanische Land südlich der Sahara, das unabhängig wurde (1957). Das Land ist nach dem ehemaligen, weiter im Landesinneren angesiedelten Königreich „Ghana“ benannt, aus dem die Vorfahren der heutigen Bewohner eingewandert sind.

 

Die Gesamtfläche Ghanas beträgt 238.537 Quadratkilometer (dies entspricht fast der Fläche der alten Bundesländer). Die größte Stadt und bedeutendes Handelszentrum ist Accra, die Hauptstadt Ghanas (1,9 Millionen Einwohner). Kumasi (385.000 Einwohner) ist die Hauptstadt der Ashanti Region. Der künstlich angelegte Hafen von Sekondi-Takoradi (94.000 Einwohner) ist der erste moderne Hafen des Landes. Weitere wichtige Städte sind Tamale (150.000 Einwohner), Tema (110.000 Einwohner) und Cape Coast (57.000 Einwohner).

 

Klima

 

Ghana hat tropisches Klima, aber die Temperaturen variieren mit der Entfernung von der Küste und der Höhenlage. Außer in den nördlichen Landesteilen gibt es zwei Regenzeiten (April-Juni und September-November). Die jährlichen Niederschläge erreichen im Norden 1.015 Millimeter und im Süden 2.030 Millimeter.

Der Harmattan, ein trockener Wüstenwind, bläst von Dezember bis März aus Nordosten. Er mindert die hohe Luftfeuchtigkeit und bringt heiße Tage und kalte Nächte im Norden. Im Süden ist der Einfluss des Harmattans im Januar spürbar. In den meisten Gegenden werden die höchsten Temperaturen im März, die niedrigsten Temperaturen im August gemessen. Die jährliche Durchschnittstemperatur liegt bei 26,1 °C.

Flora und Fauna

 

Große Teile der Pflanzenwelt Ghanas wurden durch Rodungen für landwirtschaftliche Zwecke zerstört. In der tropischen Regenwaldzone im Süden gibt es aber noch immer große Bestände an Kapokbäumen, Khayas (Afrikanischer Mahagoni) und Bossebäumen (Guareaspp.). Der Norden des Landes wird von Grasland mit vereinzelten Bäumen bedeckt. Auch die Anzahl der in Ghana lebenden Tiere hat insbesondere im Süden stark abgenommen, aber es blieb eine Vielzahl von Arten erhalten, darunter Leoparden, Hyänen, Büffel, Elefanten, Waldschweine, Antilopen und Affen. An Reptilien findet man Kobras, Pythons, Puffottern und Nashornvipern.

 
Bevölkerung

 

Die Bevölkerung Ghanas setzt sich aus über 50 ethnischen Gruppen zusammen, die vorwiegend Landwirtschaft betreiben und auf Gehöften oder in kleinen Dörfern leben. Ghana hat etwa 16,9 Millionen Einwohner, woraus sich eine Bevölkerungsdichte von 71 Einwohnern pro Quadratkilometer ergibt. Die am dichtesten besiedelten Teile des Landes sind die Küstengebiete, das Ashanti-Hochland im südlich-zentralen Teil und die beiden großen Städte Accra und Kumasi. 70 Prozent der Gesamtbevölkerung leben in der südlichen Hälfte des Landes.

Die zahlenmäßig stärksten ethnischen Gruppen Ghanas gehören den Akan an. Hierzu gehören die an der Küste lebenden Fanti und die in Mittelghana angesiedelten Ashanti. Die Nzima leben im Südwesten. In der Ebene um die Stadt Accra wohnen die Ga. Die meisten Bewohner der nördlichen Landesteile gehören zur Mosi-Dagomba-Gruppe der Volta-Völker und zur Gonja-Gruppe.

 

„Helfen kann nur, wer mit den Leuten lebt und arbeitet.“

Anneliese Schwarz: Akuabo – sei willkommen! dtv 1990, S. 85

 

Modern leben

Alt und Neu, Tradition und Moderne liegen immer wieder ganz nah beieinander. Damit entsteht auch ein besonderes Spannungsfeld für die Menschen in Ghana. Alle fortschrittliche Technologie ist in Ghana bekannt und das meiste davon auch zu erhalten, so Computer, Fax, e-Mail und Unterhaltungselektronik. Doch hiervon sich etwas zu leisten vermag nur, wer über das nötige Geld verfügt. Zu Alt und Neu, Tradition und Moderne kommen Arm und Reich. Wir erlebten eine Geburtstagsfeier einer Ghanaerin, die lange in Nordamerika gelebt hatte, mit einer professionellen Musikanlage, die nur zum Gebet etwas leiser gedreht wurde. Wenige Straßen weiter schlief ein Mann auf schmutzigen Betonschalbrettern in einem Hauseingang.

 

 

Sprache

 

Englisch ist Amtssprache und Unterrichtssprache. 1962 wählte die Regierung jedoch neun Nationalsprachen aus, die seither neben Englisch und Französisch im Schulwesen eingesetzt werden: Akuapem-Twi, Asante-Twi, Dagomba, Dangbe, Ewe, Fanti, Ga, Kasem und Nizima. Dieses sind eigenständige Sprachen, die sich zum Teil stärker voneinander unterscheiden, als z. B. Englisch, Französisch und Deutsch. Darüber hinaus gibt es in Ghana noch über 80 Dialekte.

 

„Diese Gegensätze! Und es ist alles eine Welt!“

Anneliese Schwarz: Akuabo – sei willkommen! dtv 1990, S. 22

 

Religion

 

Ein Fünftel der Bevölkerung sind Anhänger traditioneller Religionen. 63 Prozent sind Christen (Katholiken, Anglikaner, Methodisten und Presbyterianer). Sie leben vorwiegend in der Küstenregion. Die Muslime (16 Prozent) sind mehr in den nördlichen Landesteilen angesiedelt.

 

„Die Freude der Leute und die zündenden Rhythmen hatten mich schließlich angesteckt, mich auch zu erheben und mich in die zum Altar tanzenden Menschengruppen einzureihen, den Cedischein in der Hand schwenkend, als die am Wochentag Mittwoch geborenen Frauen aufgerufen wurden. Wie alle anderen ließ ich den Geldschein in die bereitgestellte große Waschschüssel fallen und tanzte hüftenschwenkend wieder auf meinen Platz zurück.“

A. Schwarz: Akuabo – sei willkommen! Reise in ein Dorf in Ghana. dtv 1990, S. 91

 

„Ist das, was ich heute miterlebe, überhaupt afrikanisch? Oder haben es die europäischen Missionare den Ghanaern hier im Busch einfach übergestülpt, das Trauern um Jesus, das Singen von langsamen, unendlich traurigen Liedern? Ich habe keine Antwort.“

A. Schwarz: Akuabo – sei willkommen! Reise in ein Dorf in Ghana. dtv 1990, S. 77

 

Medien 

 

Hörfunk- und Fernsehanstalten sind staatlich; inländische Radioprogramme werden in Englisch sowie in vielen afrikanischen Sprachen gesendet. Der Auslandsdienst verbreitet Programme in Englisch, Haussa und Französisch. 1965 wurde eine Fernsehanstalt eingerichtet.

 
Bildungswesen

 

Der Schulbesuch ist unentgeltlich. Es besteht Schulpflicht für die sechsjährige Grundschule und die dreijährige Sekundarschule. Ghana hat drei wissenschaftliche Hochschulen mit insgesamt 9.000 Studenten: (1) die University of Ghana (seit 1948) in Accra, (2) die University of Science and Technology (seit 1951) in Kumasi und (3) die University of Cape Coast (seit 1962). Ein staatliches Berufsausbildungssystem gibt es nicht.

 

Praktische Lösungen

Eine Mutter trägt ihr Baby in einem großen Tuch sicher auf ihrem Rücken befestigt. Auf diese Weise bleiben die Hände der Mütter frei, um andere Dinge zu tragen, die Haus- und Feldarbeit zu erledigen oder auf dem Markt Fisch, Obst und Gemüse zu verkaufen.

Das Baby ist auch noch lange nach der Geburt eng mit dem Körper seiner Mutter verbunden, spürt ihre Körperwärme und ihren Rhythmus. Es sitzt in einer seinem Wachstum förderlichen Haltung und bekommt entsprechend dem Tagesablauf seiner Mutter viel sinnliche Anregungen. So wird seine körperliche und geistige Entwicklung in den ersten Lebensjahren gefördert.

 

Phantasievoll spielen

Überall auf der Welt spielen Kinder. Fertig produziertes Spielzeug aber können sich in Ghana nur wenige Familien leisten. Daher bauen sich die Kinder ihre Spielzeuge selber. Sie verwenden hierzu Zeitungspapier, Bindfaden, Holzstücke, leere Blechdosen, Ton und Steine. So entstehen aus einfachen Mitteln ein Drachen oder ein Auto, Werke, auf die ihre Erbauer zu Recht sehr stolz sein können und mit denen sie viele Stunden intensiv spielen werden.

 

„Zuerst kam die Morgenzeremonie! Die Schüler der kleinen Grundschule stellten sich auf dem gefegten Schulhof in Zweierreihen auf. Nachdem ein Junge stolz gegen die Felge eines Autorads geschlagen hatte, wurde die ghanaische Flagge gehisst, Mit einer Hand auf dem Herzen sprachen sie dann einen langen Text in englischer Sprache, von dem ich mir nur: „my Ghanaland, my motherland“ merken konnte.“ Während die Schüler aufgereiht dastanden, suchte ich vergeblich nach ihren Büchertaschen. Keine Hefte, keine Bücher wurden von den Kindern zur Schule getragen. Das einzige, was sie neben der ausgewaschenen braunen Schuluniform als Schüler auswies, war der kurze Bleistift, der im Haar oder hinter dem Ohr steckte.“

A. Schwarz: Akuabo – sei willkommen! Reise in ein Dorf in Ghana. dtv 1990, S. 112

 

„Die Lehrer hatten gerade ihr schmales Monatsgehalt von der Regierung bekommen, es reicht höchstens für zwei Wochen zum Leben, wenn man keine besonderen Ausgaben hat. Alle müssen sich noch nach anderen Verdienstmöglichkeiten umsehen, sonst können sie ihre Familien nicht ernähren. Jedes Mal wenn es Geld gibt, regen sie sich wieder darüber auf und diskutieren ihre Lage.“ A. Schwarz: Akuabo – sei willkommen! dtv 1990, S. 104

 

„Rose, wenn du einverstanden bist, gehe ich morgen und auch die nächsten Tage zu deinen Schülern in die Schule und male und rechne und mache Englisch mit ihnen, so gut ich eben kann. Dann bist du frei für die Arbeit auf der Farm. Du kannst pflanzen und brauchst dir um die Schüler keine Sorgen zu machen.“  Rose fasste mich bei den Schultern und drückte mich an sich. An meiner Wange spüre ich ihre heiße Haut, ihre weichen Lippen. Ihr Körper riecht nach Erde und Schweiß. Sie spricht leise zu mir und ihre Worte beschämen mich, nisten sich tief in mein Gedächtnis ein: „Du versuchst, unser Leben zu verstehen!“

A. Schwarz: Akuabo – sei willkommen! dtv 1990, S. 121

 

Verwaltung und Politik

 

Von 1972 bis 1979 stand Ghana unter der Kontrolle eines militärischen Rates. 1979 wurde eine Verfassung verabschiedet, die einen vom Volk gewählten Präsidenten, ein direkt gewähltes Parlament und eine unabhängige Justiz unter Vorsitz eines Obersten Gerichtshofes vorsah. Bei dem Staatsstreich vom 31. Dezember 1981 wurde die Verfassung von 1979 vorübergehend außer Kraft gesetzt. Der Provisorische Nationale Verteidigungsrat (Provisional National Defence Council) regierte dann bis 1992, als in einem Volksentscheid eine neue Verfassung gebilligt wurde. Mit dieser Verfassung wurde in Ghana ein Mehrparteiensystem eingeführt. Das Verbot der politischen Parteien wurde aufgehoben, und am 7. Januar 1993 wurde die IV. Republik proklamiert. Alle vier Jahre finden Parlamentswahlen statt. Auch der Präsident wird für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt. Der Premierminister, der Parlamentsabgeordneter sein muss, wird vom Präsidenten ernannt.

Ghana ist in zehn Regionen gegliedert: Northern, Eastern, Western, Central, Upper East, Upper West, Volta, Ashanti, Brong-Ahafo und Greater Accra. Diese Regionen sind in 110 Verwaltungseinheiten (Distrikte) unterteilt.

Ghanas Wappen

 

Das Wappen Ghanas besteht aus einem goldgefassten Schild, das durch ein grünes Kreuz des Heiligen St. Georg in vier Sektoren unterteilt ist. Der Stab des königlichen Sprechers und ein Zeremonienschwert auf blauem Untergrund oben links stehen für die lokale Verwaltung. Das Schloss am Meer vor hellblauem Hintergrund oben rechts steht für die nationale Regierung, deren oberster Vertreter noch heute seinen Amtssitz in diesem Schloss am Atlantischen Ozean in der Hauptstadt Accra hat. Der Kakaobaum unten links und der Förderturm  eines Goldbergwerkes unten rechts stehen für den natürlichen Reichtum des Landes.

Der goldene Löwe im Zentrum deutet die Verbindung zwischen Ghana und dem Commonwealth an. Über dem Wappenschild leuchtet ein fünfstrahliger mit Gold eingefasster schwarzer Stern: der Leitstern oder das Vorbild der afrikanischen Unabhängigkeit.  Dieser Stern steht auf einem rot-gold-grünen Kranz. Das Staatsmotto lautet: Freiheit und Gerechtigkeit. Zwei goldfarbene Adler halten das Wappen. Jeder trägt einen schwarzen Stern an einem Band in den ghanaischen Farben: rot, gold und grün.

 

Die Nationalflagge 

 

Die Flagge Ghanas besteht aus horizontalen roten, goldenen und grünen Streifen mit einem fünfstrahligen Stern im Zentrum des goldenen Streifens. Die Farbe rot steht für das Blut derer, die im Unabhängigkeitskampf des Landes ihr Leben ließen. Gold steht für den Reichtum an Bodenschätzen, während grün den Reichtum des tropischen Regenwaldes symbolisiert. Der Stern gilt als Leitstern oder Vorbild der afrikanischen Freiheitsbewegung.

 

Das nationale Gelöbnis  

 

„Ich verspreche bei meiner Ehre, dass ich treu und loyal sein werde gegenüber Ghana, meinem Vaterland. Ich verpflichte mich, Ghana zu dienen mit all meiner Kraft und aus ganzem Herzen. Ich verspreche, unser kulturelles Erbe zu bewahren, das für uns durch das Blut und die Mühe unserer Väter wiedergewonnen wurde; und ich gelobe in allen Dingen den guten Namen Ghanas aufrecht zu erhalten und zu verteidigen. Möge Gott mir helfen.“

 

Die Nationalhymne   -   The National Anthem

 

God Bless our homeland Ghana,

And make our nation great and strong,

Bold to defend for ever the cause of

Freedom and of Right.

Fill our hearts with true humility

Make us cherish fearless honesty,

And help us to resist oppressor's rule

With all our will and might for ever more.

 

Hail to they name, O Ghana.

To thee we make our solemn vow;

Steadfast to build together

A nation strong in Unity;

With our gifts of mind and strength of arm,

Whether night or day, in mist or storm,

In ev’ry need what e'er the call may be,

To serve thee, Ghana, now and ever more.

 

Raise high the flag of Ghana,

And one with Africa advance;

Black Star of hope and honour,

To all who thirst for liberty;

Where the banner of Ghana freely flies,

May the way to freedom truly lie

Arise, arise, O sons of Ghanaland.

And under God march on for ever more.

 

„Grau liegt der gewaltige Bau des ehemaligen Sklavencastles vor mir, muschelkalkweiße Flecken treten gespenstisch aus dem Grau hervor. (...)

Begleitet von aufgeregten Rufen und Schreien der Kinder, die auf der weiten, trockenen Rasenfläche vor dem Castle Fußball spielen, laufe ich einen ausgetretenen Pfad entlang, steige wenige Stufen hinauf und betrete etwas beklommen den ersten Innenhof durch ein schweres Holztor. Eine tiefe Stille herrscht hier, Rufe und Schreie der Kinder bleiben draußen, sogar das Meer ist nur wie aus der Ferne zu hören. Ob auch die Sklaven diesen Weg gegangen sind? Aneinandergebunden, angetrieben von ihren Wächtern und den Händlern? Ihnen war wohl keine Zeit geblieben, sich im Innenhof umzusehen, erst einmal zu verschnaufen.

Die schweren Tore in den angrenzenden Mauern hatten sich sicherlich damals gleich weit geöffnet, um sie in der Dunkelheit der fensterlosen Räume zu verschlucken. Dort mussten sie zusammengepfercht und ihrer Freiheit beraubt auf ihren ungewissen Transport nach Amerika warten. (...)

Meine Augen wandern wieder aufs Meer hinaus, (...). Die eiserne Mündungsöffnung einer im Rundgang platzierten Kanone erinnert mich mit aller Deutlichkeit jedoch wieder an den eigentlichen Zweck der Errichtung dieses Gebäudes. (...)

Über vier Jahrhunderte hinweg wurden Jahr für Jahr von Afrikas Westküste mindestens 45.000 Sklaven verschifft.“

A. Schwarz: Akuabo – sei willkommen! Reise in ein Dorf in Ghana. dtv 1990, S. 125 ff.

 

„Sie haben ihn in Ketten gelegt“ sang er.

„Sie haben ihm ein Zeichen eingebrannt.“

„Ja, so war es. Ja, so war es!“ stimmten die anderen ein.

„Mit glühenden Eisen haben sie es gebrannt

in seinen Arm. In seinen starken Arm.“

„Ja, so war es. Ja, so war es!“

„Sie haben ihn in Ketten gelegt.

Ketten um die Arme, Ketten um die Beine,

Ketten um den Hals.

In Ketten haben sie ihn gelegt,

ihn und die Brüder.

Das Schiff fuhr weit übers Meer und

keiner kam wieder zurück.“

Aus: Der Honigkuckuck von Hayford Boateng (Ghana)

In: Renate Welsh (Hrsg.): Ich verstehe die Trommeln nicht mehr. dtv 1983, S. 102

Geschichte

 

Das ehemalige Königreich Ghana, das dem heutigen Staat seinen Namen gab, lag weiter nördlich in der Sahelzone der Länder Senegal, Mauretanien und Mali. Die ältesten Staaten im Gebiet des heutigen Ghana sind die Königreiche der Dogomba und der Mamprussi im Norden, die ihre Blütezeit im 12. und 13. Jahrhundert erlebten.

Seit Beginn des 13. Jahrhunderts wanderten Völker der Akan-Sprachgruppe, darunter Ashanti und Fanti, aus der Savanne Richtung Süden und errichteten ihre Herrschaft an der Grenze des Regenwaldes durch mehrere Staatengründungen. Anfang des 15. Jahrhunderts betrieben diese Staaten einen schwunghaften Handel mit den Völkern im Norden am Südrand der Sahara.

Die ersten Europäer, die die Goldküste besuchten, waren portugiesische Entdeckungsreisende. 1482 gründeten sie einen Handelsstützpunkt an der Stelle des heutigen Elmina. Die Goldküste war bis zur Entdeckung der Reichtümer Lateinamerikas der führende Goldlieferant Europas. Zudem wurde die Goldküste intensiv in den sich während des 16. Jahrhunderts entwickelnden Sklavenhandel einbezogen. 1642 vertrieben die Niederländer die Portugiesen.

Der vor allem an der Küste mit den Europäern betriebene Handel verhalf den Ashanti zum Aufstieg. Sie hatten allmählich ihre Siedlungen verlegt und sich an den Knotenpunkten der Handelswege um Kumasi niedergelassen, wodurch sie den Handel sowohl Richtung Norden als auch Richtung Süden kontrollieren konnten. Um 1670 war ihre Vorherrschaft in der Gegend um Kumasi unangefochten, und eine weitere Expansion in der Mitte des 18. Jahrhunderts führte zweifellos zu einer Vormachtstellung des Ashanti-Reiches.

 

Die britische Herrschaft

 

Bald forderten die Briten die Niederländer heraus und errichteten befestigte Handelsstützpunkte in Kormantine und Cape Coast. Die Rivalität zwischen beiden Mächten führte zum Krieg, aus dem die Niederländer als Sieger hervorgingen. Jedoch bauten britische Handelshäuser um 1750 einen schwunghaften Sklavenhandel auf.

In Christiansborg und anderen Orten errichteten die Dänen befestigte Handelsniederlassungen. Aber gegen Ende des 18. Jahrhunderts war das Gebiet in der Hand der Briten. 1821, 14 Jahre nach Abschaffung des Sklavenhandels, wurden die britischen Siedlungen von der Krone übernommen. 1850 kauften die Briten den Dänen, 1871 den Niederländern ihre Niederlassungen ab. 1874 wurde die Küstenregion britische Kronkolonie. Anfang des 19. Jahrhunderts fielen Ashanti-Stämme in die von den Fanti bewohnte Küstenregion ein und stellten eine Bedrohung für die britischen Stützpunkte dar. Dies führte zum Ausbruch einer Reihe von Kriegen zwischen Briten und Ashanti, die bis zur Jahrhundertwende andauerten. Die Grenzen der Kolonie wurden 1901 festgelegt. Gleichzeitig wurden das Land der Ashanti und weiter nördlich gelegene Gebiete in die Kolonie eingegliedert. 1922 kam noch ein Teil des deutschen Schutzgebiets Togo hinzu. Drei Jahre später wurden Wahlen zu einem Legislativrat (König und Häuptlingsrat) abgehalten.

Nach dem zweiten Weltkrieg mussten die Briten der Kolonie in zunehmendem Maße das Recht auf Selbstverwaltung gewähren mit dem Ziel der Selbständigkeit. Im Januar 1957 verabschiedete das britische Parlament ein Gesetz zur Regelung der Unabhängigkeit Ghanas. Am 6. März desselben Jahres erklärte Ghana seine Unabhängigkeit. Zwei Tage später trat das gerade selbständig gewordene Land den Vereinten Nationen bei.

Die Zeit Nkrumahs

 

Die führende politische Partei der neuen Nation war die Convention People's Party (CPP) unter Vorsitz von Kwame Nkrumah, der der erste Premierminister des Landes und Führer der panafrikanischen Bewegung war.

Es kam zu deutlichen Unstimmigkeiten zwischen der CPP und verschiedenen unzufriedenen politischen Gruppierungen. Einer der Hauptgründe für den Unmut waren die Bestrebungen Nkrumahs, einen zentralistisch regierten Staat zu errichten. Im Oktober 1957 bildeten sechs Gruppen der Opposition eine Koalition mit dem Namen United Party. Die Regierung reagierte hart auf ihre Kritiker.

 

Die Verfassungsänderung (Ghana Constitutional Amendment Bill) von 1958 gab der Nationalversammlung die Möglichkeit, die Verfassung durch einen einfachen Mehrheitsentscheid abzuändern. Anfang 1960 wurde eine neue republikanische Verfassung entworfen und von der Wählerschaft gebilligt. Gleichzeitig wurde der Premierminister Nkrumah zum ersten Staatspräsidenten gewählt.

Am 1. Juli 1960 wurde das Land zur Republik erklärt. Während der folgenden Jahre entwickelte Nkrumah ein zunehmend diktatorisches Regime. Die Handlungsfreiheit der Opposition wurde drastisch eingeschränkt. Führer der United Party wurden ohne Gerichtsverfahren inhaftiert. 1961 und erneut 1962 rief die Regierung den Notstand aus. Ende 1963 begann Nkrumah, die Freiheit der Justiz einzuschränken, und 1964 führte er schließlich ein Einparteiensystem ein.

 

Politische Unbeständigkeit

 

Am 24. Februar 1966 wurde Nkrumah während seines Staatsbesuchs in China durch einen Militärputsch abgesetzt. Während der folgenden Jahre wurde Ghana von einem nationalen Befreiungsrat (National Liberation Council) regiert. Unter einer neuen Verfassung wurde 1969 einer Zivilregierung unter Vorsitz von Kofi A. Busia die Macht übertragen. Busia wurde 1972 durch einen militärischen Staatsstreich unter Führung von Oberst Ignatius K. Acheampong abgesetzt.

Acheampong setzte die Verfassung außer Kraft, verbot politische Aktivitäten und schränkte die Pressefreiheit sowie die Handlungsfreiheit der Union Party ein. Er musste 1978 zurücktreten. Sein Amtsnachfolger wurde General Frederick W. Akuffo, der nach nicht einmal einjähriger Amtszeit von Jerry Rawlings, einem Hauptmann der Luftwaffe, gestürzt wurde.

Rawlings ließ sowohl Acheampong als auch Akuffo unter dem Vorwurf der Korruption hinrichten. Im September 1979 übergab Rawlings die Regierung an den Präsidenten Hilla Limann.Nach einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation putschte Rawlings erneut am 31. Dezember 1981 und setzte Limann ab. Als Vorsitzender des Provisorischen Nationalen Verteidigungsrates (Provisional National Defence Council) setzte Rawlings Sparmaßnahmen durch, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen. Er leitete Verhandlungen über finanzielle Hilfsleistungen der westlichen Länder mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank ein.

Anfang der achtziger Jahre wurde die Währung mehrmals abgewertet. Die landwirtschaftliche Produktion stieg an, und Rawlings konnte die meisten der Darlehen Ghanas erfolgreich umschulden.

 

Auf dem Wege zur Demokratie ?

 

Trotz seiner Popularität bei der breiten Masse des Volkes musste Rawlings' Regime während der achtziger Jahre viele Umsturzversuche bekämpfen. Mit einem Volksentscheid im April 1992 wurde wieder eine Verfassung gebilligt und eine Regierung eingesetzt. Rawlings, der als Zivilist kandidierte, gewann im November dieses Jahres die Wahlen, bei denen mehrere Parteien zur Wahl standen. Bei den folgenden Parlamentswahlen errang sein Nationaldemokratischer Kongress (National Democratic Congress) eine überwältigende Mehrheit, da die Wahlen von den vier größten Oppositionsparteien boykottiert wurden.

Im Juni 1994 führten Streitigkeiten über die Regelung des Landbesitzes im Norden des Landes zu Auseinandersetzungen zwischen ethnischen Gruppen. Daraufhin wurde vorübergehend der Ausnahmezustand verhängt und ein Friedensabkommen mit den einzelnen Parteien ausgehandelt. Allerdings kam es im März 1995 erneut zu Unruhen zwischen den Volksgruppen. Aus den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen, die am 7. Dezember 1996 stattfanden, gingen der amtierende Präsident Jerry Rawlings und sein Nationaldemokratischer Kongress als Sieger hervor. Rawlings erhielt bei den Wahlen, an denen rund 70 Prozent der 9,2 Millionen Wahlberechtigten teilgenommen hatten, die absolute Mehrheit.

 

Staatschef Jerry J. Rawlings

 

Biographische Notizen:

Geb. am 22.6.1947 in Accra. Nach dem Besuch der Schule machte er eine Ausbildung zum Fliegeroffizier und Piloten. Als aktiver Sportler gewann er auch außerhalb der Armee eine gewisse Popularität.

Nach einem blutigen Putsch am 4.6.79 gegen die Regierung von Gen. F. K. Akuffo kam Rawlings erstmals an die Macht und wurde Vorsitzender des Provisional Nationale Defence Councils (PNDC). Staatsrat und Parlament wurden damals aufgelöst, die Verfassung außer Kraft gesetzt. Er blieb nur wenige Monate im Amt.

Nachdem er freie und demokratische Wahlen hatte durchführen lassen, verschwand er zunächst wieder von der politischen Bühne. Seit Januar 1982 ist er nach einem erneuten Putsch gegen Dr. Hilla Limann Staatsoberhaupt Ghanas.

 

Der Goldene Stuhl, die Seele der Ashanti!

 

Der Brite Sir Frederick Hodgsons wusste nicht, dass der Goldene Stuhl kein normaler Häuptlingsstuhl war, sondern eine Art Symbol für den Geist und die Seele der gesamten Ashanti-Nation. Dieses kulturelle Unwissen hatte fatale Folgen ...

Die Ashanti spielen bereits seit einigen Jahrhunderten in der Geschichte Westafrikas eine wichtige Rolle. Im Akan-Staat von Akwamu hatte der Ashanh-König Osei Tutu zu Beginn des 18. Jahrhunderts den Handel mit den Europäern aufgenommen. Er wurde reich und mächtig. Er tauschte zunächst Gold und Elfenbein, später auch Sklaven und landwirtschaftliche Produkte wie Kaffee, Kakao, Erdnüsse und Palmöl gegen Feuerwaffen, mit denen er die benachbarten Königreiche besiegte.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts forderten die Briten die Unterwerfung der Ashanti. Sir Frederick Hodgsons bestand damals darauf, dass der berühmte ,,Goldene Stuhl" (sikadwa) der Ashanti, das Symbol ihrer politischen Macht, zu ihm gebracht werden solle. Er wusste nicht, dass der Goldene Stuhl kein normaler Thron war. Niemand setzte sich auf diesen Stuhl, nicht einmal der König selbst. Der Goldene Stuhl wird in der Regel nur zur Inthronisation des Königs oder zum Begräbnis des Ashantehene öffentlich zur Schau getragen, die übrige Zeit wird er im ,,Stuhlhaus" aufbewahrt. Da sie die Verletzung ihrer Seele nicht hinnehmen konnten, organisierten die Ashanti ab 1874 langjährige blutige Aufstände gegen die Briten. Erst 1900 konnten diese mit der Eroberung Kumasis durch die Briten beendet werden. Doch auch die Kolonialherrschaft der Briten konnte nicht das Unabhängigkeits- und Nationalgefühl derAshanti zerstören, beides heute noch überaus starke Triebkräfte im politischen Alltag Ghanas.

 

Auch die wichtigsten Traditionen des "sakralen Königtums" haben sich bis heute erhalten. So ist in der Ashanti-Gesellschaft die Abstammungslinie nicht patrilinear, sondern matrilinear. Der größte Teil der gesellschaftlichen Beziehungen eines Mannes wird von der mütterlichen Sippe (abusua) bestimmt. Die Königswahl wird von der Königsmutter geleitet, die sich zunächst mit den Ältesten berät. Anschließend wird das Ergebnis dem versammelten Volk zur Entscheidung vorgelegt. Ist der Kandidat angenommen, wird er ,,eingestuhlt" und vor den Ahnen und der Erdgöttin vereidigt.

 

Eine eher demokratische Tendenz liegt mit der ,,Organisation junger Männer" vor, die jeweils einen Vertreter in die Versammlungen der Ältesten und Häuptlinge entsendet, um dort ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen. Jeweils vor einer wichtigen Entscheidung wird dieser Vertreter vom König oder Häuptling konsultiert. Der König ist somit kein absoluter Monarch, sondern muss die Wünsche seines Volkes berücksichtigen.

 

Das Yams-Fest (Odwira) stellt eines der wichtigsten kulturellen Ereignisse in der Gesellschaft der Ashanti dar. T E. Bodwich wohnte diesem Fest bei, als er den Ashanti-König 1817 im Auftrag der Royal African Company besuchte. Er bezeichnete die großen Feste der Ashanti und vor allem das Odwira-Fest als Gesamtkunstwerke, bei denen alle Künste vertreten sind. Es waren keine Feste um der Feste willen, sondern sie stellten die gesamte kosmische Ordnung in bewegter Form dar.

Diese großen Zeremonien und festlichen Ereignisse gehen entweder auf Naturzyklen, wie z. B. den Wechsel der Jahreszeiten, die Aussaat oder Ernte, zurück oder sie markieren Unterbrechungen in der Sozialstruktur, z. B. den Tod und die Neuwahl eines Königs oder Häuptlings.

 

Wichtige Elemente der Ashanti-Feste sind nach Bodwich auch heute noch der „inszenierte Tumult", die ,,Dichte der Atmosphäre", das "Körper-an-Körper-Stehen" und das Gedränge sowie die gleichförmigen Bewegungen und Worte der versammelten Menschenmenge. Dies wurde u. a. 1999 bei der Beerdigung des Asantehene und der Einführung seines Nachfolgers deutlich:  „Der König ist tot“ - Lang lebe der König!“

 

 

„Stools“ - Mehr als nur Sitzgelegenheiten!

 

Stools spielen auch heute noch eine sehr bedeutende Rolle im traditionsreichen kulturellen Leben vieler Stämme Westafrikas. Am ausgeprägtesten findet man diese Tradition beim Stamm der Akan.

Stools werden seit Jahrhunderten aus einem Stück Holz gefertigt und gelten als Skulpturen. Bevorzugtes Holz ist "Sese-Holz" oder "Red-Cedar-Holz". Viele Jahre Arbeit sind notwendig, um sich "Stuhlmeister" nennen zu dürfen.

 

Ein Stool besteht aus drei Teilen:

-         dem Fuß, ca. 50 x 25 cm, der oft reich dekoriert ist.

-         dem zentralen Mittelteil, das die symbolische Bedeutung und den sozialen Stand des Eigentümers erkennen lässt, symbolisiert durch Adinkrazeichen.

-         der Sitzfläche mit nach oben gestellten Seiten, mit einer Länge von ca. 55 cm und ca. 30 cm Breite. Die Sitzhöhe beträgt ca. 45 cm.

 

Jeder Stool hat eine besondere Bedeutung und einen eigenen Namen. Einige Stools sind nur für hochgestellte Persönlichkeiten und dürfen auch nur von diesen benutzt werden. Andere Stools werden zu bestimmten Anlässen, wie bei einer Hochzeit, oder bei Zusammentreffen vor allem der Ashanti benutzt, z. B. vom heutigen Generalsekretär der "Vereinigten Nationen" in New York, Mr. Kofi Anan, ein Ashanti und der Sohn eines großen "Chief" aus der Gegend von Kumasi.

 

ESONO GWA: Der Elefantenstuhl wurde ausschließlich vom Asantehene, dem König der Ashantis, benutzt. Jeder, der ihn gebraucht, fordert seine Autorität heraus.

SANKOFA GWA: „Return to take it“. Eines der wenigen Stuhlmuster, die ein Sprichwort darstellen. Der Vogel kommt auch in der Symbolik der Adinkramuster und der von Goldgewichten vor.

 

„Ich hatte das ‚Königsbild’ wieder hervorgezogen und lange betrachtet. Eine Gruppe festlich Gekleideter war darauf zu sehen und mitten unter ihnen saß ein Mann. Ein leuchtendes orangefarbenes Gewand lag um seine Schultern, fiel bis auf seine Füße herab, und auf dem Kopf trug er eine Krone. Mir schien als hätte er sich mir zugeneigt, so nah spürte ich das nachdenkliche Lächeln des Mannes. „Sieh mich nur an“, schien er aus dem Bild heraus zu sagen, „es gibt mich wirklich. Ich trage die goldene Krone meiner Ahnen auf dem Kopf.“ (...)

„Das ist ein besonders mächtiger Chief, ein Stammesoberhaupt“, sagte Thomas. „Chief?“ fragte ich enttäuscht, „ist das heute das Wort für König?“ „Du würdest staunen“, antwortete Thomas „wie viel englische Bezeichnungen die ehemaligen Kolonialherren in Ghana zurückgelassen haben. Selbst das schöne Gewand, das dein König trägt, nennt man Cloth“.

Zu Füßen des Chiefs saß das Kind! (...) „Ja, das ist ein ganz besonderes Kind. Sie sagen, es ist die Seele des Chiefs. Das Kind begleitet ihn immer, wohin er auch geht. Wenn in früheren Zeiten ein Chief starb, wurde auch seine Seele, also das Kind, mit ihm begraben,“ erklärte Thomas.

Ich betrachtete die vielen kleinen Fältchen im Gesicht des Chiefs, meines Königs. ‚Er ist nicht mehr so jung’, dachte ich, „Wird er auch wollen, dass dieses Kind mit ihm sterben muss?“

„Heute verbieten es die Gesetze“, sagte Thomas, der meine Gedanken erriet. „Aber es gibt für uns Europäer noch viele Geheimnisse in den ghanaischen Dörfern.“ (...)

Später im Gespräch wurde das Königsbild als Romantisierung der ghanaischen Wirklichkeit abgetan, ... Ja, es entzündete sich sogar eine heftige Diskussion in der Runde der Freunde, ob solche Bilder, die das traditionelle Leben der Ghanaer in aller Farbenpracht zeigten, nicht den europäischen Betrachter von den eigentlichen Aufgaben und Problemen, die das Land hat, ablenkten, zum Beispiel von den dringenden Aufgaben einer funktionierenden Gesundheitsfürsorge, vom Aufbau einer eigenständigen Industrie, vom Kampf gegen den Hunger.

Ich fühlte mich bei diesem Gespräch aufgefordert, das Königsbild als sichtbares Zeichen für kulturelle Tradition der ghanaischen Menschen zu verteidigen. „Dieses Königsbild ist auch Wirklichkeit!“ sagte ich heftig, „nur, auf dem Bild sind nicht wie üblich die weißen Entwicklungshelfer zu sehen, die den Afrikanern eine importierte Maschine aus dem Westen vorführen. Hier sind die Leute unter sich und feiern ein Fest! Was habt ihr denn überhaupt an die Stelle der Tradition zu setzen?“ Anneliese Schwarz: Akuabo – sei willkommen! dtv 1990, S. 19 f.

 

Wir wünschen keine Habsucht.

Wir wünschen nicht, dass er uns verflucht.

Wir wünschen nicht, dass er zu schwerhörig ist.

Wir wünschen nicht, dass er Menschen Narren nennt.

Wir wünschen nicht, dass er alles selbst bestimmt.

Wir wünschen nicht, dass er immer nur sagt:

„Ich habe keine Zeit, ich habe keine Zeit“.

Wir wünschen nicht, dass wir persönlich missbraucht werden.

Wir wünschen, dass er persönlich keine Gewalt anwendet.

Ermahnungen bei der Inthronisierung eines Königs in Ghana

 

„Pouring of Libation“ heißt der nächste Programmpunkt. In meinem Kopf repetiere ich mein Englisch: to pour heißt gießen, strömen und Libation bedeutet das Trankopfer. (...)

Die Chiefs beginnen eine langes monotones Zwiegespräch. Father erklärt mir: „Sie begrüßen die verstorbenen Ahnen und geben ihnen symbolisch ein Getränk, damit sie dieser Zusammenkunft freundlich gesinnt sein mögen.

Zum Schluss versprengen sie eine Flüssigkeit aus einer grünen Flasche auf den Rasen. „Das ist Schnaps für die Ahnen“, sagt Father neben mir. Nach dieser Handlung, die Lebende und Tote miteinander verbindet, kann das Fest erst richtig losgehen.“

Anneliese Schwarz: Akuabo – sei willkommen! dtv 1990, S. 64

 

Kumasi - Die alte Ashanti-Hauptstadt

 

255 km nordwestlich von Accra gelegen, ist Kumasi auch heute noch das wichtigste kulturelle Zentrum Ghanas und mit 550 000 Einwohnern zweitgrößte Stadt. Der Legende nach hat der Ashanti König Osei Tutu auf Anraten seines Fetischmeisters Okomfe Anokye (der auch den Goldenen Stuhl ,,vom Himmel" erhalten hatte) diesen Platz ausgewählt, nachdem Zweige oder Samen des Kum-Baumes an zwei verschiedenen Orten eingepflanzt worden waren. Der Ort, an dem die Saat aufging, bekam den Namen Kum-Asi (,,derjenige, der blühte").

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die einst ,,blühende" Stadt von den Engländern erobert und fast völlig zerstört. Von dem alten Prunk ist daher nur noch wenig übrig. Heute prägen zahlreiche schattenspendende Bäume die Atmosphäre dieser Stadt, weshalb sie auch gerne ,,Gartenstadt" genannt wird. Der Universitätspark (mit Schwimmbad) und der Zoo sind die beliebtesten Grünanlagen Kumasis.

Die katholische Kirche, mit ihren zwei Glockentürmen weithin sichtbar, ist zwar von keinem besonderen Interesse, dient jedoch als Orientierung, um die ,,Straße der Goldschmiede" (wieder) zu finden. Verkehrsknotenpunkt und zentraler Platz ist der mit einem Springbrunnen versehene Rand Paint Kejetia.

Das National Cultural Centre liegt unweit des Stadtzentrums und beherbergt sowohl ein Museum (Ashanti-Kultur mit Demonstration der ,,sprechenden Trommeln"), eine Kunstgalerie, ein Freilicht-Theater, mehrere Handwerksstätten als auch eine Modellfarm und einen Zoo. Jeden Samstag finden hier von 14.00 bis 19.00 Uhr Musik- und Tanzveranstaltungen statt. Wir genossen es jedes Mal im Schatten der Bäume, etwas Kühles zu trinken und bei Trommelklängen und Tanzdarbietungen ein wenig zu „palavern“.

 

Larabanga

 

5 km vom Motel im Naturpark und 8 km von Damongo entfernt liegt ein kleines Dorf namens LARABANGA, das durch seine Moschee, die älteste in Ghana, berühmt geworden ist. Sie wurde bereits 1421 von Jüngern des Propheten erbaut und ist viel kleiner als erwartet. Doch die einer abstrakten Skulptur ähnelnde, von dekorativen Holzpflöcken strotzende, aus Lehm erbaute Moschee Nordghanas ist eine der größten einheimischen architektonischen Leistungen. Sie hat seit fast 600 Jahren in dieser Form überdauert. Drinnen liegt ein Koran, der genau so alt ist wie die Moschee. Ihr westsudanesischer Baustil lässt die Schönheit der Bauten in Djene (Mali) erahnen.

Bis zur Moschee in Larabanga durften wir im Juli 1992 nur gehen, nachdem wir mit dem Imam, dem Vorbeter in der Moschee, einen Preis ausgehandelt hatten. Er war gerade damit beschäftigt, Hühner zu schlachten. Fotografieren durften wir ihn auch nur gegen Geld. Larabanga war schon damals ein von Touristen häufig besuchter Ort. Das Innere der Moschee durfte von Christen nicht besichtigt werden.

Wie ich mich an diesem Ort damals gefühlt habe, geht aus folgenden Tagebuchaufzeichnungen hervor: „Die tief schwarze Haut des Imam reflektiert nicht einmal das Licht unseres Blitzlichtes, hier gelten andere Fotomaßstäbe... Drücken die Umrisse dieses Mannes nicht die ganze Dunkelheit seiner Kultur für uns aus? Werden wir sie je verstehen? Seine Glaubensbrüder leben schon heute mitten unter uns in der Heimat. Verstehen sie diesen Mann im fernen ghanaischen Norden?“

Und noch ein Geheimnis unweit der Moschee! „The Magic Stone“, ein heiliger Stein und Ort für die Anhänger der Naturreligionen, der sich jeder Versetzung zwecks Straßenbegradigung widersetzte. Nachts „wanderte“ der zentnerschwere „beseelte“ Stein zurück an seinen heiligen Ort. Schließlich gaben die europäischen Ingenieure den afrikanischen Göttern nach und führten die Straße um das alte Heiligtum herum! Warum konnte die Kultur der Menschen, für die diese Straße gebaut wurde, nicht gleich geachtet werden?

 

Ghana - eine sich entwickelnde Volkswirtschaft?

 

„Vor ein paar Jahren konnten sich nur Weiße Getränke aus Dosen leisten, für uns gab es keine“, George zieht am Gürtel seiner Hose, „sieh mal, jetzt passt er! Damals konnte ich ihn zweimal um meinen Körper wickeln, so dünn war ich. (...)

Wir hatten kein Brot, keinen Mais, keinen Reis, kein Mehl, keine Milch. Alle Menschen in Ghana hatten Hunger. Nur wer viel Geld hatte, konnte sich etwas auf dem Schwarzmarkt kaufen.“ (...) „Ihr habt den Hunger besiegt“, sage ich. „Yes“, antwortet George, und er zieht das Wort sehr lang. „Unsere Regierung kämpft gegen Korruption und Schwarzmarktpreise. (...)

Wir gehen vorwärts, Schritt für Schritt, denn unser Motherland Ghana ist ein reiches Land. In unserem Boden gibt es Gold und Diamanten! Auf unserer Erde wächst einfach alles, was du einpflanzt! Wenn du in ein paar Jahren wieder zu uns kommst, Sonja ...“

Anneliese Schwarz: Akuabo – sei willkommen! dtv 1990, S. 10 f.

 

Die Wirtschaft Ghanas stützt sich auf wenige Produkte aus Landwirtschaft und Bergbau. Fast 60 % der Erwerbstätigen Ghanas sind in der Landwirtschaft beschäftigt. In der verarbeitenden Industrie arbeiten 11% und im Dienstleistungsgewerbe 29%. Staatliche Misswirtschaft und andere Probleme führten das Land Anfang der achtziger Jahre an den Rand des wirtschaftlichen Ruins. Drastische Wirtschaftsreformen führten zu einem anhaltenden Wirtschaftswachstum. Trotzdem gehört Ghana zu den ärmsten Ländern der Welt.

 

Landwirtschaft

 

Der Agrarsektor erwirtschaftet rund 41% des Bruttosozialprodukts (BSP). Das bedeutendste Agrarprodukt für den Export ist Kakao, der vorwiegend in der Ashanti-Region in Kleinbetrieben gewonnen wird.

In den siebziger Jahren war die Produktion auf Grund der Überalterung der Bäume und der niedrigen Erzeugerpreise zurückgegangen. Durch Sanierungsprogramme und eine Anhebung der Erzeugerpreise stieg die Produktion in den achtziger Jahren wieder an. Weitere wichtige Exportprodukte sind Kaffee, Palmkerne, Lamynüsse, Kokosnussöl, Kopra (siehe Kokosnuss), Bananen, Erdnüsse, Kolanüsse, Palmöl und Tabak; im Südwesten wurden Kautschukbäume gepflanzt.

Für den Eigenbedarf werden im Süden in erster Linie Maniok, Palmkerne, Palmöl, Mais, Kochbananen, Erdnüsse und Yams produziert. Weitere Anbaufrüchte sind Ölfrüchte, Baumwolle, Tabak und Reis. Im Nordosten werden Erdnüsse und Langbohnen angebaut. In der Küstenregion werden Kokosnüsse, Kaffee, Bananen und Zitrusfrüchte geerntet.

 

Kakaoanbau

Ursprünglich stammt der Kakao aus Amerika. Europäer versuchten 1822 Kakao in Westafrika anzupflanzen. Der Kakaoanbau eignet sich vorzüglich für den kleinen Familienbetrieb, da mit einfachen, traditionellen landwirtschaftlichen Geräten gearbeitet werden kann. Zwei Drittel der gesamten Weltkakaoproduktion stammt aus Afrika. Überall wo Kakao angebaut wird, können zahllose Krankheiten, Parasiten oder Viren die Bäume befallen und so die Ernte, d. h. die Existenz einer Kleinbauernfamilie gefährden.

Ernte: Der Kakaobaum eignet sich für Mischkultur und benötigt viel Schatten. Er trägt das ganze Jahr hindurch Blüten und Früchte. Geerntet wird zweimal im Jahr. Mit Hilfe eines scharfen Messers werden die reifen Schoten vorsichtig vom Stamm oder den Ästen geschnitten.

Wichtig für das spätere Aroma ist der richtige Erntezeitpunkt. 150 Kakaoschoten ergeben 6 kg Kakao. In Handarbeit werden die Samenkerne aus der Pulpa, einer gallertartigen Masse, herausgeschabt. In der ersten Gärzeit entsteht das eigentliche Aroma.

Während der anschließenden ca. 14-tägigen Trocknungszeit müssen die Kakaokerne immer wieder gewendet werden. Nach dem Aussortieren und Abfüllen in Säcke ist der Kakao bereit für den Export. Wie für sehr viele afrikanische Rohprodukte, sinken auch die Weltmarktpreise für Kakao stetig.

 

Forst- und Fischereiwirtschaft

 

Über 36 % der Fläche Ghanas sind (noch) von Wald bedeckt. Dem Forstgesetz (Timber Lands Act) von 1959 zufolge kann ein Gebiet mit Nutzholzbestand erst nach vollständiger Nutzung durch Rodung in landwirtschaftliche Nutzfläche umgewandelt werden. Mit diesem Gesetz und durch die Vergrößerung der Schutzgebiete unternimmt die Regierung den Versuch, der zunehmenden Abholzung der Waldflächen für die Gewinnung von Ackerland entgegenzuwirken.

Die Fischereiwirtschaft nahm seit den sechziger Jahren einen starken Aufschwung. Etwa zehn Prozent der Fangmenge sind Süßwasserfische (insbesondere aus dem Voltastausee). In Sekondi-Takoradi und Tema gibt es große Fischmärkte.

 

Fischfang

 

Cape Coast eine Hafenstadt in Ghana, 150 km westlich von Accra, war die erste Hauptstadt der britischen Kronkolonie „Goldküste“. Jahrzehntelang diente das „Cape Coast Castle“ als Sklavenmarkt und später den britischen Gouverneuren als Regierungssitz. Unmittelbar an der Burg und entlang der Küste findet man kleine Häfen und Fischmärkte. Für viele Familien ist der Fischfang in den langen, schweren Holzbooten die einzige Einkommensquelle.

Ein buntes Bild am Tage: Früh am Morgen und spät abends, wenn die Boote häufig ohne Motor die schwere Brandung überwinden müssen; ein Bild harter Arbeit und großer Gefahren für die Fischer aller Altersgruppen. Nur wenige können schwimmen, viele werden im Brandungswellengang aus ihren Booten herausgeschleudert.

 

„SAVE ME O GOD!“, deutlich lesbar ins Holz des Bootes geschnitzt und in leuchtend gelber Farbe ausgemalt, ist ein sehr ernst zu nehmender Wunsch des Bootsbesitzers. Er bedarf Gottes Hilfe um das Leben auf See zu meistern.

Wo es keine natürlichen oder künstlich angelegten Häfen gibt, werden die Boote mit Seilen an den Strand gezogen. Dort warten Frauen auf den Fang, der direkt auf dem nahen Markt verkauft oder auf großen alten Fässern geräuchert wird.

 

In der nur durch eine schmale Sanddüne vom Meer getrennten Lagune wird mit kleinen Rundnetzen im Wasser stehend gefischt. Nur selten verfügen diese Fischer über wasserdichte Anzüge. Die kleinen Fische werden für den Eigenbedarf zubereitet. Sie bilden für acht- oder mehrköpfige Familien die Nahrungsgrundlage.

 
Bergbau

 

Die wichtigsten Bodenschätze Ghanas sind Gold, Silber, Eisen, Manganerze, Bauxit und Diamanten. Außerdem gibt es kleinere Vorkommen an Erdöl, Erdgas, Beryll, Kolumbit-Tantalit und Chrom.

Ghanas Goldvorkommen zählen zu den größten der Erde. Ihr Ausbeute aber kommt nur wenigen Reichen und internationalen Wirtschaftsverpflichtungen zugute.

 

Industrie

 

Ghana hat im Vergleich zu den meisten afrikanischen Ländern eine relativ gut entwickelte Industrie. Die Betriebe sind im Allgemeinen klein. Es gibt zahlreiche Druckereien und Verlage sowie eine Reihe von Sägewerken und Möbelherstellern. In größerem Umfang werden vorwiegend Bier, Zigaretten, nichtalkoholische Getränke, Speiseöle, Nägel, Sauerstoff und Acetylen sowie Aluminiumfolien produziert.

 

In Tema, einem wichtigen Industriestandort und Hafen östlich von Accra, ist eine Erdölraffinerie. Eine Aluminiumhütte, die mit Energie aus den Wasserkraftwerken am Volta versorgt wird, gehört zu den größten Industriewerken des Landes. Weitere Industrieprodukte sind Textilien, Schuhe, Eisen und Stahl, Zucker, Mehl und Glas.

Mitte der achtziger Jahre wurde ein umfassendes Privatisierungsprogramm eingeleitet.

 

 
Währung und Bankwesen

 

Die Bank of Ghana (gegründet 1957) ist die Zentralbank und zugleich die Notenbank des Landes. Währungseinheit ist seit 1967 der Cedi, bestehend aus 100 Pesewas. Nach mehreren Geldentwertungen zwischen 1981 und 1983 wurde der neue Cedi eingeführt. Es gibt drei Handelsbanken, die vornehmlich den Zahlungsverkehr abwickeln. Die National Investment Bank (gegründet 1963) gewährt Privatunternehmen und öffentlichen Körperschaften Entwicklungsdarlehen.

 

„Der Angestellte sortiert die Scheine auf Häufchen. Ich schneide Papierstreifen aus einer Zeitung, Rose klebt sie an den Enden zu Banderolen zusammen, nachdem in allen erdenklichen Schubfächern der Bank nach dem Kleber gesucht worden war und schließlich jemand ein Glas mit der klebrigen Masse aus dem Vorraum brachte.

Endlich schiebt der Bankangestellte die Geldbündel durch die fertigen Banderolen. Bündel aus weichen, aufgequollenen Lappen, denen man ihre ursprüngliche Farbe und das Bild darauf kaum noch ansehen kann. Scheine, die ich in den Kinderhänden gesehen habe, wie sie gerollt, geknüllt oder zusammengefaltet zur Kirche getragen wurden. Ich habe die Scheine zwischen den Lippen der Marktverkäuferinnen gesehen, bevor sie in die Kirche wanderten. In die Falten des Stoffes gesteckt, auf den Schweiß der Stirn geklebt, im Sand gelegen neben dem Schälchen mit getrocknetem Fisch, unter den weißen Eiern in der Schüssel der Eierverkäuferin gesammelt, hinter den Gürtel gesteckt, ins Tuch gebunden, am Osterfest zum Rhythmus der Trommel vor den Altar getragen, in der Hand geschwenkt, in die Opferschale gelegt, später vom Father in Roses Tasche gestopft, zur Bank getragen.“

A. Schwarz: Akuabo – sei willkommen! dtv 1990, S. 10

 

„In der Dämmerung wandert der Dollarschein aus meiner Rocktasche in ihre Hand und verschwindet hinter ihrem Brusttuch. Mit einem „thank you“ verschwindet Nana im Dunkel des Dorfes. „Good night, Nana“, rufe ich ihr nach, aber niemand antwortet mir darauf. Warum geht sie so schnell von mir fort? Will sie nur das Geld und interessiert sich für mich überhaupt nicht?“ A. Schwarz: Akuabo – sei willkommen! dtv 1990, S. 78

 

„Anne“, beginne ich stockend, „denkst du, dass es richtig ist, wenn man den Leuten hier im Dorf Geld gibt?“ „Sie nehmen es gern, aber sie geben es auch schnell aus. Wenn du ihnen wirklich helfen willst, musst du mit ihnen leben, mit ihnen sprechen, mit ihnen arbeiten. Wenn sie dich mögen, werden sie dir zuhören und versuchen, so zu arbeiten wie du, um dir eine Freude zu machen.“ A. Schwarz: Akuabo – sei willkommen! dtv 1990, S. 84

 

„Geld lenkt von der Liebe ab.“

Anneliese Schwarz: Akuabo – sei willkommen! dtv 1990, S. 84

 

Verkehrswesen

 

„Und nun bekomme ich zu spüren, was ein richtiges Buschauto ist! Krampfhaft muss der nicht gerade große Mann das Lenkrad festhalten. Schon bei knapp vierzig Stundenkilometern schlägt es so stark aus, dass Father Mühe hat, nicht die Gewalt über das Fahrzeug zu verlieren. Wird denn das Auto die Fahrt aushalten?’ frage ich besorgt. ‚Oh, sicher, mit der Hilfe Gottes, ja!’ gibt er zur Antwort. Und nun fordert er es erst recht heraus, gibt mehr Gas, dass der klapprige Wagen sogar sechzig fährt.“

Anneliese Schwarz: Akuabo – sei willkommen! dtv 1990, S. 56

Ghana verfügt über ein Eisenbahnnetz mit einer Schienenlänge von etwa 1 000 Kilometern. Die Hauptlinien bilden in etwa ein Dreieck und verbinden Sekondi-Takoradi, Accra und Kumasi. Das Straßennetz des Landes hat eine Länge von 38 514 Kilometern; davon sind 38 % Fernstraßen. Die beiden wichtigsten Häfen des Landes sind Tema und Sekondi-Takoradi. Der internationale Flughafen Kotoka liegt bei Accra. In Sekondi-Takoradi, Kumasi, Sunyani und Tamale liegen die kleineren Flughäfen. Die internationalen Fluggesellschaften bieten Linienflüge nach Accra an. Die nationale Fluggesellschaft Ghana Airways bietet einen nationalen und internationalen Flugdienst.

 

Lasten tragen

Da man nicht mit speziellen Karren und Wagen ausgerüstet ist, tragen die Afrikaner ihre Lasten von Kindheit an auf dem Kopf. Ein kleines Stück Stoff zu einem Ring gedreht, wird zwischen Kopf und Traglast gelegt. So kann man eine recht große Last über weite Strecken tragen.

 

„Dieser blöde Lastwagen, das ist lebensgefährlich! Mindestens vierzig Leute sitzen drauf, und beim Ausweichen wäre er beinahe umgekippt!“ (...) „Wieso wird die Straße nicht ausgebessert?“ frage ich nun auf englisch. „Unsere Regierung hat jetzt noch kein Geld für solche Straßen“, antwortet George endlich, „aber weiter im Westen, das wirst du noch auf deiner Reise sehen, da bauen sie eine gute Straße zur Elfenbeinküste hin.“

Anneliese Schwarz: Akuabo – sei willkommen! dtv 1990, S. 9 f.

 

Am Busbahnhof

Die „Tro-Tros“, die klassischen ghanaischen Buschtaxis, sind selten geworden und für die Personenbeförderung offiziell inzwischen verboten. Es sind vorsintflutlich anmutende, freundliche Monster. Ein englisches „Bedford“-Chassis und ein wetterfester Holzaufbau, dessen heruntergezogenes Dach sogar das Fahrerhaus gegen Sonnenstrahlen und Regenfälle schützt. Über jeder Windschutzscheibe, auf einem Holzbrett handgemalt, ein Spruch mit Ewigkeitswert: „No condition is permanent“, „God's time is the best“, „Unless...“, „Don't mind your wife“, „Life has no spare part“, „Oh! Africa“, „1 love my car“ oder “One Love”.

Neuere Kleinbusse sind deutscher oder japanischer Herkunft und häufig aus zweiter oder dritter Hand importiert. Die meisten tragen noch die europäischen Werbeschriften. Die den deutschen Sicherheitsvorschriften nicht mehr genügenden Fahrzeuge werden häufig von geschäftstüchtigen Händlern beider Hautfarben in Ghana verkauft. Lieferwagen werden oft auch von abgeschobenen Asylbewerbern mitgebracht, zusammengespart während der Wartezeit in der Bundesrepublik Deutschland als Kapital für die Zukunft.

Ein oder eine „have been to“ - Afrikaner, die in Europa waren - gelten etwas und gehören zu der neuen Generation erfolgreicher Mittelständler. Sie sind Busfahrer, betreiben eine Videothek oder machen Werbung - notfalls für sich selbst. An der Ortseinfahrt von Kumasi etwa liest man auf einem naiv gemalten Schild: »Dr. Burger - lnternational Car Washing Specialist - specially trained in West Germany«.

 

Am Busbahnhof in Accra, der marktähnliche Züge trägt, spürt man das ghanaische Überlebenstalent. Die Menschen nehmen strapaziöse Reisen auf sich, wenn sie irgendwo ein Geschäft wittern oder sich anderswo eine bessere Zukunft erhoffen. Man kommt ins Gespräch, was bei den Wartezeiten und der großen Kontaktfreudigkeit der meisten Ghanaer völlig problemlos ist.

Vielleicht trifft man Aba, die Kenkey-Verkäuferin, die jeden Morgen um fünf Uhr ihre Knödel aus gesäuertem Mais zubereitet, die sie dann in der Stadt verkauft, wobei gerade soviel übrig bleibt, dass sie ihre sieben Kinder durchfüttern kann. Früher wurden diese Knödel in Bananenblätter gewickelt, die die Umwelt kaum belasteten. Heute wird häufig Frischhaltefolie verwandt, die in Küstenorten mit jedem Regenguss über das offene Kanalsystem direkt ins Meer gelangt und nicht nur das Schwimmen beeinträchtigt.

 

Oder man trifft Felix Toya, den stadtbekannten Polizisten, der mit seinen schneeweißen Handschuhen aus der Verkehrsregelung an seiner Kreuzung eine virtuose, vielbestaunte Choreographie macht.

Vielleicht lernt man auch Patience kennen. die am Busbahnhof ein deftiges Fufu aus Jams zubereitet und die Konkurrenz des federleichten, teuren Weißbrots nicht fürchtet.

 

Da ist Kotoko, der Reifen flickt und mindestens 50 pannenfreie Kilometer garantiert; oder Isaac, der Plastiktüten verkauft, um seine Schulhefte zu bezahlen. Neben ihm steht vielleicht Ata, der Raubkopien von Kassetten verkauft. Vielleicht spricht man auch mit Benjamin Mensah, dem Studienrat, der seine Familie von umgerechnet 150 Mark im Monat ernähren muss, die aber weit über dem Durchschnittslohn liegen.

Und alle sprechen - neben ihren afrikanischen Muttersprachen - ein hartes, manchmal nur schwer verständliches Englisch mit einer einfachen Grammatik und vielen interessanten Wortneubildungen.

Der Busbahnhof ist ein Mikrokosmos, in dem der Reisende Ghanas wichtigstem Potential begegnet: Menschen, die leiden und lachen und - überleben.

 

Energie

 

Die erste Phase des Wasserkraftprojektes am Volta war 1966 beendet. Ende der siebziger Jahre wurde stromabwärts in Kpong ein zweiter Staudamm gebaut. Der größte Teil der Elektrizität wird durch Wasserkraft erzeugt. Ein nicht unbedeutender Teil dieser Energie wird exportiert.

 

Außenhandel

 

Ghanas Hauptexportgüter sind Gold, Kakao und Nutzholz. Importiert werden ebenfalls in erster Linie Rohstoffe, darüber hinaus aber auch Maschinen und Nahrungsmittel. Seit der Unabhängigkeit ist die Handelsbilanz im Allgemeinen defizitär, d. h. es wird mehr eingeführt als ausgeführt. Wichtige Handelspartner sind Großbritannien, die Vereinigten Staaten, Japan und Deutschland.

 

„Für die Marktfrauen sind vor allem die heutigen nationalen Grenzen ein Hindernis. „So kann doch keine Versorgung sichergestellt werden“, ruft Tina Osifeye aus. „Westafrikas Marktfrauen besitzen ein Verteil- und Austauschsystem, das dem von modernen Multis ebenbürtig ist, doch das wollen die Regierungen nicht wahrhaben. All das sei veraltet, meinen sie. Sind denn Frauen veraltet? Sie haben vergessen, dass die Frauen zum Ganzen gehören, und dass bei einer Modernisierung die Frauen nicht zum alten Eisen geworfen werden können.“

Al Imfeld: Wir weinen nicht mehr, Afrika. Waldgut 1993, S. 17

 

„Schwarzbrennerei“ im tropischen Regenwald

„Wollt ihr mitkommen zu unserer Dorfbrennerei?“ lautete eines Sonntags gegen 7.00 Uhr morgens die Frage unserer Gastgeber in Jumapo, einem Dorf in Ghana. Klar, dass wir als Steinhagener an einer ghanaischen Brennerei Interesse hatten. Fast zwei Stunden wanderten wir in den tropischen Regenwald hinein. Dann sahen wir eine kleine Hütte. In ihr standen zwei Fässer, verbunden durch ein Rohr: eine Schwarzbrennerei, gut versteckt im Regenwald.

Um Palmwein zu gewinnen, wird zuerst eine Palmkrone abgeschlagen, etwas ausgehöhlt und mit einem brennenden Palmenholz ausgebrannt. So soll das Eindringen von Insekten verhindert werden. Von unten wird ein Loch in die Aushöhlung geschnitten. Darunter wird ein Tonkrug gestellt, so dass der sich sammelnde Palmsaft ablaufen kann und aufgefangen wird.  Aufgrund der Hitze fermentiert der Palmsaft sehr schnell zu Palmwein, einem wohlschmeckenden, erfrischenden Getränk, das von allen Dorfbewohnern begehrt wird.

Da die Woche über mehrere Krüge Palmwein gesammelt worden waren, konnte Palmschnaps gebrannt werden. Zwei Fässer, eine Rohrleitung, ein kleiner Wattefilter und ein Kanister genügten, um Alkohol zu destillieren, der in dieser Form erheblich der Gesundheit derer schadete, die ihn tranken.

Während des Wartens auf das Destillat, spielten die Männer Owaree, ein beliebtes Bohnenspiel, das kombinatorisches Denken fördert.  Die Frauen plauschten miteinander und versuchten später auch etwas Schnaps zu bekommen.

 

Ghanaische Kunst hat Tradition.

Die Holzfiguren der Ashanti sind in der ganzen Welt genauso berühmt wie die von Männern handgewebten Kentetücher, große Gewandtücher, die aus nur handbreiten Streifen zusammengenäht werden. Jeder Stamm hat sein eigenes Muster. Das staatliche Museum in Accra, seit einigen Jahren in einem schönen Neubau untergebracht, ist ein Paradies für Liebhaber afrikanischer Kunst. Zeitgenössische Künstler bemühen sich mit Erfolg, Traditionelles mit modernen Stilrichtungen zu verbinden.

Auf Ghanas größtem Markt für Kunsthandwerk neben dem „Arts Centre“ in Accra arbeiten die Holzschnitzer direkt vor Ort. Früher ein unscheinbarer Kleinmarkt, hat sich der Markt sowohl im Umfang als auch in der Qualität sehr verändert. Hunderte von Händlern haben sich hier inzwischen etabliert und verkaufen Kunsthandwerk des afrikanischen Alltags. Die jeweiligen Preise müssen natürlich ausgehandelt werden. Afrikaner handeln sehr gerne und erwarten, dass andere dies genauso gerne tun. Es gehört zum Leben, dass man sich wacker schlägt.

Doch es reizt vor allem die Volkskunst des Landes. Am Straßenrand arbeiten Maler, die auf Bestellung jedes Motiv in einer Mischung aus spontan hervorgebrachten und kopierten Stilmitteln darstellen. Überall findet man Künstler, die aus Holz, Blech oder Abfällen Automodelle nachbauen.

In Teshi, einem Dorf 16 Kilometer östlich von Accra, kann man sich den eigenen Sarg bestellen: holzgeschnitzt, buntbemalt und in jeder beliebigen Form. Wer zum Beispiel zeit seines Lebens als Fischer hart gearbeitet hat, lässt sich in einem zwei Meter langen, stabilen Boot mit zwölf Mann Personal beerdigen. Und wer sein Leben lang von einem eigenen Auto nur geträumt hat, kann sich in einer hölzernen Mercedes-Limousine beisetzen lassen. Umgerechnet 500 bis 2000 Mark zahlen die Kunden für solche Statussymbole, die am Tag ihrer Beerdigung einen bleibenden Eindruck hinterlassen sollen. Bis es aber soweit ist, stehen die Särge häufig zu Hause in der guten Stube - Träume von einer Zukunft, die frühestens im Jenseits Wirklichkeit werden kann.

 

 „Akuaba“-Puppen

 

Die geschnitzten Holzfiguren mit kleinen stilisierten Körpern und großen flachen Köpfen wurden von Frauen, die sich ein Kind wünschten, auf dem Rücken getragen. Das Gesicht wurde entsprechend dem Schönheitsideal der Ashanti geschnitzt, in der Hoffnung, dass das Kind genauso hübsch werden würde.

 

Armreifen und Armringe

 

Armreifen und Armringe sind sehr üblich in Ghana, allerdings mehr im Norden des Landes. Manche sind aus Elfenbein geschnitzt, aus Messing, Holz oder bemalten großen Perlen hergestellt. Sie werden als Schmuck von Männern, Frauen und Kindern getragen. Die Art und Güte des Armreifens oder –rings lässt oft Rückschlüsse über den gesellschaftlichen Status einer Person zu, z. B. als Häuptling oder Medizinmann. Da ihre Muster oft auch Rückschlüsse zulassen, aus welcher Großfamilie jemand stammt, haben sie einen besonderen Wert zur Gewinnung kultureller Identität.

 

Kommunikation ohne Worte

Adinkra - Symbolsprache der Ashanti

 

Kofi Adinkra, der Herrscher Gyamans (heute Republik Cote d’Ivoire), raubte den Ashantis das heilige Symbol ihrer Einheit, den Goldenen Stuhl. Dies führte 1818 zu einem Krieg. Die Ashantis gewannen und brachten aus Gyaman die Adinkra-Technik mit.

 

Das Dorf Ntonso nahe Kumasi ist das Zentrum des Adinkra-Stoffdrucks. Einige Drucker fertigen ihre Stempel selbst. Ihre Stoffe tragen dann gewissermaßen die eigene Handschrift, denn die Motive können in ihren Proportionen und im Ausdruck stark variieren. Die Adinkra-Stempel werden aus Kalebassenbruchstücken hergestellt. Durch Gebrauch erhalten die Stempel nach und nach einen festen Überzug schwarzer Stempelfarbe. Dies macht sie nicht nur haltbarer, sondern lässt sie selbst zu kleinen Kunstwerken werden, wie viele traditionelle afrikanische Gebrauchsgegenstände.

Nach der Einfärbung in der gewünschten Farbe wird der Stoff gereckt und auf eine mit Jute überzogene Platte gespannt. Früher heftete man ihn direkt auf eine saubere Bodenfläche. Die schwarze, teerähnliche Druckfarbe "adinkra aduru" (Adinkra-Medizin) wird durch das Kochen der Rinde des Badie-Baumes zusammen mit Eisenschlacken, "etia", hergestellt.

Der Stoff wird zunächst durch das Auftragen dünner, schwarzer Parallellinien in Quadrate oder Rechtecke aufgeteilt, die anschließend die Motive aufnehmen. Für diese Vorarbeit verwendet man ein kammähnliches Werkzeug mit zwei oder mehr Zähnen, das in die Stempelfarbe getaucht und über den Stoff gezogen wird.

 

Ein Stoff wird entweder nur mit einem Motiv oder mit einer Kombination aus verschiedenen Motiven bedruckt: Der Käufer entscheidet, ob er sich auf eine Aussage beschränken oder mehrere Botschaften vermitteln möchte.

Adinkra-Stoffe, die durch mehrfarbig gestickte Streifen unterteilt sind, dienen häufig als Umschlagtücher. Vermutlich geht dies auf die Verwendung gewebter Kente-Streifen zurück, eine Technik, die angewandt wurde, um Gewänder aufwendiger und eleganter zu gestalten. Wegen der sehr hohen Preise für diese wertvollen Kente-Streifen werden heute oftmals gestickte Stoffstreifen dazwischen genäht.

 
Geschichte und Bedeutung des ghanaischen „Kente Cloth“

 

Kente - Mehr als nur ein Stoff!

 

Kente, der Stoff, aus dem Ghanas Nationaltrachten gemacht werden, ist immer ein von Hand gewebter Stoff mit vielen Farbkombinationen und bedeutungsvollen Mustern.

 

Das Weben auf den oftmals sehr einfachen schmalen Webstühlen verlangt hohes Können. Die nur handbreiten Streifen werden zu großen Stoffstücken zusammengenäht, die sich früher nur Könige leisten konnten. Noch heute sind sie reichen Ghanaern (oder ausländischen Touristen) vorbehalten.

Die besten Kente-Weber findet man in Ashanti, z. B. in Bonwire, und im Voltagebiet. Aus Kpetoe nahe der Grenze zu Togo, stammen die von uns gezeigten Kente-Stoffe.

Im kulturellen Zusammenhang ist Kente mehr als nur ein Stoff. Kente repräsentiert visuell die Geschichte, die Philosophie und Ethik, die mündlich überlieferte Literatur, politische Ideen und ästhetische Prinzipien.

Im Gegensatz zu Adinkra-Stoffen wird Kente zu fröhlichen Anlässen getragen, wobei die Muster etwas über die Gemütslage des Trägers verraten.

 

Die Kente - Königsmuster

 

ADWINASA: Ein Muster, in das alle anderen Motive eingegangen sind. Nach Aussagen der Ältesten versuchte der Designer dieses Musters einen einzigartigen Stoff zu weben, um den Ashantehene, den König der Ashantis, zu ehren. In seinem ehrgeizigen Streben benutzte er alle damals bekannten Muster in einem Tuch.

ADWINASA symbolisiert Königswürde, Eleganz, Kreativität, hervorragende Leistung, Reichtum, Perfektion und außergewöhnliche Handwerkskunst. Daher wurde dieses Tuch als das qualitativ hochwertigste und prestigereichste angesehen und exklusiv für Könige gewebt. Später trugen es auch reiche Personen mit hohem Sozialstatus.

 

OBAAKOFO MIMU MAN: Bedeutet wörtlich übersetzt: Eine Person regiert keine Nation. Es beschreibt das demokratische Regierungssystem der Akan und warnt vor Alleinherrschaft.

 

Die neun gelborangen Quadrate/Rechtecke auf schwarzem Grund symbolisieren MPUANKRON (neun Haarbüschel), ein besonderer Haarschnitt königlicher Funktionäre, die den Regierenden bei Entscheidungen halfen.

 

Anfang der sechziger Jahre wurde dieses Tuch „FATHIA FATA NKRUMA“ genannt („Fathia ist eine passende Frau für Nkrumah“). Nach dem Militärputsch gegen Nkrumah, dem ersten Präsidenten des unabhängigen Ghanas, wurde die Bedeutung von MPUANKRON (partizipatorische Demokratie) benutzt, um die vorherrschende politische Atmosphäre wiederzugeben.

Ghanas Küche

 

„Es ist ein klopfender Rhythmus, der aus dem Dorf kommt, und den der Sand in unzähligen Stößen aufnimmt und bis hierher weiterleitet, wie unzählige Pulsschläge. Frauen klopfen ihn, stampfen ihn mit fast menschengroßen Holzstößeln in hölzerne Schüsseln, die auf dem sandigen Boden der Compounds stehen. Sie bereiten Fufu, den täglichen Brei aus gekochten Kassabaknollen, zu dem gleichzeitig die Soße aus ein wenig Gemüse und viel Pfeffer auf der Feuerstelle kocht. Solange die Frauen im Dorf Fufu stampfen, werden die Menschen satt’, hatte Schwester Franziska gesagt.“ A. Schwarz: Akuabo – sei willkommen! dtv 1990, S. 49

 

Fufu:

 Die Welt verdankt Ghana die Existenz des Wortes „Fufu“, das oft auch „Foutou“, „Foufou“ oder „Foofoo“ geschrieben wird. Fufu ist das Nationalgericht Ghanas. Aber, was ist das? Das klassische Fufu ist eine hefeteigartige Masse auf Maniokbasis. Gekochte Maniokwurzeln und Kochbananen werden in breiten Mörsern gestampft. Eine Variante besteht aus gestampften Yams. Die Geschicklichkeit der zwei oder drei Frauen beim Stampfen ist faszinierend. Oftmals wird man am frühen Morgen vom dumpfen Stampfen des Fufu geweckt.

Fufu wird für Fremde immer ein wenig rätselhaft bleiben. Doch es weckt Neugierde zum Probieren. Häufig wird es sofort abgelehnt oder heiß geliebt, aber nicht immer vertragen.  Es kann sehr schwer im Magen liegen.

Fufu muss mit einer der scharfen Suppen gegessen werden. Man sollte es immer wieder probieren, irgendwann schmeckt es bestimmt. Oftmals ist es für einen Mitteleuropäer gar nicht so leicht, die unterschiedlichen Suppen und Soßen, die mit Fufu gereicht werden, genau zu unterscheiden, denn zunächst nimmt er nur ihren überaus hohen Pfeffer- und Chili-Gehalt wahr.

 

Suppen und Soßenspezialitäten:

Die Zubereitung von schmackhaften Suppen ist ein typisches Merkmal der ghanaischen Küche. Nur der eigene Geschmack und der Geldbeutel entscheiden, ob Fisch, Fleisch, Gemüse oder ein wenig von allem hineinkommt. Je mehr Geld man hat, desto reichhaltiger wird die Suppe.

„Nkrakra“ oder „Nkakra“ ist eine einfache klare Suppe, die täglich in Haushalten Ghanas gekocht wird, weil sie sich sehr leicht und schnell zubereiten läßt. Für die Palmkernsuppe „abekwan“ oder „abenkwan“ wird die Hauptkomponente aus der Palmfrucht gewonnen. Die Frucht wird gekocht, gestampft und wieder gekocht. Der entstandene Sud wird als Grundlage für die Suppe benutzt. Die Zubereitung ist langwierig. Deshalb wird diese Suppe häufig am Sonntag gegessen. Dann nimmt sich die Hausfrau viel Zeit, um etwas Ausgefallenes zu kochen, falls es die Mittel der Familie erlauben. Mit geräuchertem Fisch oder Fleisch, garniert mit Auberginen, mundet „abekwan“ besonders gut.

 

Wie so eine Suppe schmeckt, kann man nicht beschreiben, man muss es einfach probieren, am besten bei guten Freunden, die zur „Ghana-Soup“ eingeladen haben. Jeder Ghanaer wird sofort zustimmen, die Erdnusssuppe („nkatekwan“) ist die beste. Erdnüsse werden gestampft, zu einer butterartigen Paste gemahlen und mit kochendem Wasser aufgefüllt. Dann kommt Geflügel oder Lamm hinein. Manchmal ist eine Kombination aus Fisch und Fleisch auch ganz lecker. Das Ganze wird ungefähr eine halbe Stunde lang gekocht und mit Tomaten, Zwiebeln und Pfeffer gewürzt. Diese Zutaten dürfen auch in allen anderen Suppenarten nicht fehlen.

 

Andere Landesspezialitäten:

 

Selbst dort, wo Fufu nicht die Nr. 1 ist, gibt es einen Fufu-Ersatz, der sich nur in Konsistenz oder Inhalt unterscheidet.

 

Akple ist in der Voltaregion ein solches Gericht, in dem statt Maniok Mais das Basisprodukt bildet. Im Norden Ghanas sind die beliebten Kokonte oder Tuwe Zaft, kurz »TZ« genannt, ebenfalls nur Varianten. Sie werden alle mit scharfen Suppen oder Soßen gegessen. Es ist sehr schwer, ihren unterschiedlichen Geschmack zu beschreiben. Sie müssen vor Ort gegessen werden.

 

Omo Tuwe ist eine Reisspezialität aus dem Norden Ghanas, die landesweit sehr beliebt ist. Sie besteht aus Reisbällchen und einer Gemüsesuppe, oft garniert mit Eiern.

Was so simpel klingt, ist in der Tat eine raffinierte Suppe mit Kräutern und Zutaten, die von Haus zu Haus verschieden sind. Aber sie geben den Ausschlag, ob die Suppe schmeckt oder nicht. Während Omo Tuwe im Norden traditionell abends gegessen wird, bevorzugt sie der Südghanaer zum Frühstück.

 

Joloff, eine landesweite in einfachen Restaurants oft anzutreffende Reisspezialität, schmeckt immer gut und ist sehr gut verträglich. Zunächst wird eine Soße, bestehend aus in Öl gebratenen Zwiebeln und Tomaten, gekocht und mit Muskatnuss, Pfeffer und Salz gewürzt. Dann kommt Rind-, Hammel- oder Hühnerfleisch dazu, garniert mit Karotten, Erbsen oder Bohnen. Alles wird zu einer zähflüssigen Soße verkocht, die mit viel Wasser gelöscht wird. In diesen Sud wird Reis gegeben.

 

Hilfen zum Lesen einer Speisekarte

 

Akyeke: gedünstetes Maismehl, sieht aus und schmeckt wie Cous-Cous, wird aber mit gebratenem Fisch gegessen.

 

Aprapransa: Maiskloß in Palmkern-Suppe gekocht und mit

                      Krabben garniert.

 

Douala fish: auf Holzkohlen gegrillte Schnapper mit einer

                     scharfen Gewürzsoße.

 

Epitsi: reife Kochbananen, gestampft und mit Ingwer, Pfeffer und anderen scharfen Sachen gewürzt; wird in Blätter gefüllt und gegrillt.

 

Garifotc: Gari (Maniokmehl) mit kaltem Wasser angefeuchtet und garniert mit Bohnen, Fisch und schwarzer Pfeffersoße.

 

Iambalaya:         Fischsoße mit Zwiebeln und Tomaten.

 

Kelawele:         Kochbananen-Chips in Öl gebacken.

 

Kenkey:         Gesäuerte Maisbällchen in Bananenblättern.

 

Khebat: Fleischspieß aus Ziegen-, Lamm- oder Rindfleisch.

 

Palaver Sauce: Spinat oder ähnliches Blattgemüse mit ge-

                          räuchertem Fisch

 

Redred: Reife Plantains (Kochbananen) in Palmöl gebraten und mit einer Bohnensoße serviert.

 

Watschie:         Zwiebelreis mit schwarzen Bohnen 

 

 

 

„Wir fahren wieder durch kleine Siedlungen längs der Straße. Vor den niedrigen Lehmhäusern spielen die Kinder; Frauen hocken an Holzkohlebecken, rösten Bananen. Die schon tiefstehende Sonne wirft warmes Licht auf die so friedlich scheinenden Bilder, die vor meinen Augen vorbeiziehen.“ Anneliese Schwarz: Akuabo – sei willkommen! dtv 1990, S. 29

 

 

„Kenkeballs“, sagt sie lachend zu mir und stellt die Schüssel auf die Tischplatte. Die Männer erheben sich langsam, ziehen ihre Stühle um den Tisch und bitten auch mich, Platz zu nehmen.

Teller werden ausgeteilt, Messer und Gabel sind für mich vorbehalten.

Die Frau trägt eine zweite Schüssel mit heißer roter Pfefferschotensoße auf und als letztes wohl das Kostbarste, worauf die Männer voll Freude schauen, einen Teller mit Hammelbeinchen! Für die Frau ist kein Platz am Tisch vorgesehen. Sie lehnt am Türrahmen, lächelnd sieht sie zu, wie Father das Tischgebet spricht.

Wir füllen unsere Teller mit Soße und einem Kenkeball. Nichtsahnend tauche ich die Gabel voll Kenke in die scharfe Soße und führe sie zum Mund. Schon schießen mir die Tränen in die Augen. Mit brennendem Hals und brennender Mundhöhle bewundere ich, wie geschickt die anderen ein wenig Kenke mit den Händen zu einem Bällchen formen, und mit der Vertiefung darin die Soße schöpfen und zum Munde führen.

Nun probiere ich es zum Vergnügen der Umsitzenden auch mit den Händen. Doch die Soße kleckert unappetitlich zurück, und ich greife wieder zur Gabel, die mir in diesem Augenblick wie eine Krücke zum Essen erscheint.

Nach dem Essen reicht die Frau, die die ganze Zeit über lächelnd an der Tür zugesehen hat, eine flache Wasserschale herüber. Father taucht seine Finger zuerst hinein und wäscht sie ab. Dann macht das Wasser die Runde am Tisch, wird von Mal zu Mal trüber. Auch ein weißes Tuch macht die Runde, und ich werde selbstverständlich in diese Gemeinschaft miteinbezogen. Mir gefällt diese gemeinsame Handlung.

Doch nun wird vom Aufbruch gesprochen. Wir verlassen den engen Raum, ich gehe mit den Männern die breite Treppe hinab. Zurück bleibt die Frau mit dem schmutzigen Geschirr und den Essensresten.

Anneliese Schwarz: Akuabo – sei willkommen! dtv 1990, S. 59 f.

 
 
Rezepte aus Ghanas Küche

 

Fufu aus Ghana

 

Vorbereitung: 15 Minuten / Zubereitung:  45 Minuten

 

Zutaten:

300 gr. Grüne Kochbananen

600 gr. Cassaba

 

Zubereitung:

Kochbananen und Cassaba in Stücke schneiden und ca. 15 Minuten kochen lassen. Die Stücke unter Zugabe von wenig Wasser in einem Mörser stampfen, bis eine zähe Masse entsteht. Mit feuchten Händen Klöße formen.

 

„Eine Frau tut immer mehr, als nur für sich selbst zu sorgen.“

Al Imfeld: Wir weinen nicht mehr Afrika. Waldgut, 1993, S. 16

 

Red Red mit gebratenen Kochbananen aus Ghana

 

Das Rezept ist für vier Personen ausgelegt.

Vorbereitung: 50 Minuten / Zubereitung: 30 Minuten

 

Zutaten:

1 kg reife Kochbananen (schön gelb)

500 gr. Black-eye-beans (oder weiße Bohnen)

300 gr. Tomaten

2 große Zwiebeln

rotes Palmöl (Pflanzenöl)

1 Brühwürfel

Salz und Pfeffer

 

Zubereitung:

Die Zwiebeln in kleine Würfel schneiden, anbraten und mit den in Würfel geschnittenen Tomaten dünsten.  Die Bohnen und den Brühwürfel hinzugeben und ca. 30 Minuten dünsten. Dann mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Während dessen die Kochbananen in Scheiben schneiden und im Palmöl knusprig braun braten. Die möglichst warmen Bananenscheiben mit der Bohnensoße servieren.

 

 

"Suppe" mit Hühnerfleisch aus Ghana

 

Vorbereitung: 20 Minuten / Zubereitung:  30 Minuten

 

Zutaten:

1 Hühnchen (klein)

2 grüne Pfefferschoten

2 mittlere Zwiebeln

500 gr. Tomaten

½ l Wasser

Pfeffer, Salz

 

Zubereitung:

Die Zwiebeln würfeln und mit den zerkleinerten Pfefferschoten anbraten. Das Hühnchen in kleine Stücke schneiden, gegebenenfalls mit Knochen zu den Zwiebeln geben und gut anbraten. Tomaten häuten, zerkleinern und mit dem Wasser dem Fleisch beifügen. Das Ganze eine halbe Stunde einkochen lassen, bis die Suppe eine gute Konsistenz aufweist, und mit etwas Stärke eindicken.

 

„Wer kocht, prägt das Wesen des Essers mit.“ (Flora Nwapa)

In: Al Imfeld (Hrsg.): Wir weinen nicht mehr, Afrika. Waldgut, 1993, S

 

Ziegensuppe aus Ghana

 

Zutaten:

600 gr. Ziegenfleisch

500 gr. Tomaten

1 Zwiebel

2 Pfefferschoten

Palmöl

½ l Wasser

Salz, Pfeffer

 

Zubereitung:

Das Ziegenfleisch, gegebenenfalls mit Knochen, und die gewürfelten Zwiebeln in Palmöl anbraten. Mit Salz, Pfeffer und Pfefferschoten würzen. Tomaten häuten, zerkleinern und mit dem Wasser dem Fleisch beifügen.

Das Ganze eine halbe Stunde einkochen lassen, bis die Suppe eine gute Konsistenz aufweist, und mit etwas Stärkemehl eindicken.

 

 

„Die Hälfte der Weisheit jedes Mannes stammt von seiner Großmutter und Mutter. Und wenn er dumm ist, dann auch wegen seiner Großmutter und Mutter.

Und wenn der Mann Einfluss gewinnt und mächtig wird, ist es auch die Großmutter und Mutter. Der spätere Alltag des Mannes ist die Fortsetzung des Alltags von zuhause.“

Al Imfeld: Wir weinen nicht mehr Afrika. Waldgut, 1993, S. 13

 

Gleichberechtigt?

 

„In keinem sozialen System gibt es das Gute von selbst. Ob Patriarchat oder Matriarchat: Frauen und Männer sollen das Sagen haben, beide sind verantwortlich und in der Ausübung von Herrschaft gleichberechtigt.“ (Zaynab Alkali, nigerianische Schriftstellerin)

In: Al Imfeld: Wir weinen nicht mehr Afrika. Waldgut, 1993, S. 11

 

Frauen spielen als Ehefrauen und Mütter eine sehr wichtige Rolle in der Struktur der afrikanischen Gesellschaft. In Ghana haben traditionell besonders die Marktfrauen wirtschaftliche und auch politische Macht.

Heute setzen sich einzelne Ghanaerinnen auch mit ihren männlichen Gegenübern in leitenden Positionen im Geschäftsleben und der öffentlichen Verwaltung auseinander.

Besonders die sogenannten „have been to...“, die Frauen, die in Europa oder Amerika waren und/oder dort ausgebildet wurden, gelangen häufig in gute Positionen im Wirtschaftsleben.

Es gibt (noch viel zu) wenige Frauen als Rechtsanwältinnen, Richterinnen und Pastorinnen. Relativ viele Frauen arbeiten als Lehrerinnen und Krankenschwestern. Als Stenotypistinnen und Sekretärinnen finden viele einen Job.

 

„Wir werden mitgenommen, eingeführt in das unspektakuläre Leben afrikanischer Frauen, denn das wichtigste im Leben von Menschen ist der Alltag.“

Al Imfeld: Wir weinen nicht mehr Afrika. Waldgut, 1993, S. 16

 

„Eine Mutter überlegt, ob sie ihr Neugeborenes stillen will. Sie hat einen Job als Kassiererin, nicht sonderlich befriedigend, aber leidlich bezahlt. So stillt sie so schnell wie möglich ab, und das Kind wird auf Flaschen umgewöhnt. Fortan heißt es, Babynahrung kaufen, Fläschchen kochen und nachher sterilisieren. Nehmen wir als Idealfall an, dass der Mann das alles machen kann und will. Die eigentlichen Kosten kommen dennoch, z.. B., das Kind wird wegen Mangel der mütterlichen Abwehrstoffe krankheitsanfälliger, hat häufig Bauchweh und raubt beiden Eltern den Schlaf. Laufende Arztbesuche folgen, vielleicht eine Kur. Und Tagesmutter oder Kinderkrippe müssen bezahlt werden. Dem Bruttosozialprodukt, das vom Bauchweh und den schlaflosen Nächten nichts merkt, hätte nichts Besseres passieren können als die Entscheidung der Mutter für den Beruf.

Das Bruttosozialprodukt misst im Wesentlichen all das, was mit Erwerbsarbeit erwirtschaftet oder saniert wird. Das genannte Beispiel beweist, dass ein Weniger an Bruttosozialprodukt oder an Erwerbsarbeit mit einem Mehr an tatsächlichem Wohlergehen und Lebensbefriedigung verbunden sein kann. Kleinkindern und der Umwelt geht es dann am besten, wenn sie im Bruttosozialprodukt (fast) gar nicht in Erscheinung treten. Sollte es gelingen, systematisch mehr Umweltqualität, weniger Krankheit und weniger Zerstörung mit weniger Erwerbsarbeit zu erreichen, so hätte man offenbar mehr Wohlergehen oder auch mehr Wohlstand mit weniger Bruttosozialprodukt erreicht.“

Ernst Ulrich von Weizsäcker: Erdpolitik. 1994, S. 251 f.

(Mutter Oyeneye)

„Afrika lebt weiter dank den Frauen“

„Die Hälfte der Politik hat mit Frauen zu tun. Die Hälfte des öffentlichen Lebens gehört den Frauen.

Die Aufspaltung oder die einseitige Herausstellung von Männern sollten Sie vergessen. Frauen und Männer gehören bei uns und in unserer Tradition zusammen. Heute gibt es so viele Kinder, die ohne Mütter aufgewachsen sind, und wenn diese in die Politik kommen, sind sie gierig und grausam. Sie sind wie Heuschrecken, die früher auf dem Land über uns herfielen und alle auffraßen, keinen Anstand kannten, nichts zurückließen, ganz gegen alle Tradition, bei der selbst der Dieb noch etwas zurücklässt. Ja, heute ist die Einseitigkeit eine Gefahr, aber eigentlich möchte ich diese Männer nicht als Männer bezeichnen. (...)

 

Und zur Zukunft Afrikas: Wo es Frauen gibt, geht das Leben weiter, weil es Kinder gibt. Da in Afrika Frauen leben, geht es in Afrika auf jeden Fall weiter. Afrika hat eine Zukunft, und es ist ein Teil der Zukunft der Frau. Wir Frauen garantieren für Afrikas Zukunft. Ja, wir Frauen garantieren dafür!

Eine Zukunft gibt es immer, doch wie diese sein soll, das müssen wir entscheiden. Auch hier wird die Hälfte von Frauen kommen. Ich sage es nochmals: Ich glaube weder an die Allmacht der Männer noch an die Ohnmacht der Frauen. Bestimmt nicht in Afrika!“

In: Al Imfeld: Wir weinen nicht mehr, Afrika. 1993, S. 14

 

(Irene Wudebwe)

„Das Gewöhnliche Afrikas sind die Frauen“

„Die Menschen wollen den Alltag und das Gewöhnliche nicht mehr wahrhaben, das ist ihr Hauptproblem. Die Menschen in Europa hassen ihren Alltag. Sie versuchen, ihm zu entfliehen. Alle sind auf der Flucht vor dem Alltag, kaufen Zeitschriften und träumen. Diese Menschen halten scheinbar den Ehealltag nicht aus. Einige haben mir gesagt, dass ihr Leben schon kurz nach der Heirat langweilig wird, sie suchen Abwechslung und gehen fremd. Ihr Grundproblem ist ihre fixe Idee, dass alles immer außerordentlich und außergewöhnlich sein muss. Sie wollen täglich spannende Erlebnisse, wie sie sie in TV-Serien sehen, wollen ihr eigenes Denver und Dallas haben.

Das ist in Afrika anders, doch langsam beginnt auch dort dieses Denken. Anscheinend verdirbt die Stadt den Menschen. Das Gewöhnliche Afrikas sind die Frauen. Die Männer haben auch bei uns den Drang zum Ungewöhnlichen und Außerordentlichen. Sie entfliehen dem Alltag und der Gegenwart. Wahrscheinlich werden sie mit dieser Sehnsucht ein Opfer der Gier und der Macht.“ In: Al Imfeld: Wir weinen nicht mehr, Afrika. 1993, S. 17 f.

 

„Wer jedoch eine Wirtschaft ohne Frauen plant – und das passiert leider heute in den meisten Teilen Afrikas – der läuft geradewegs in die Katastrophe hinein.

Afrika kann nur mit Hilfe der Frauen wieder wirtschaftlich gesunden,“ sagte Frau Osifeye bereits 1976.“

In: Al Imfeld: Wir weinen nicht mehr, Afrika. 1993, S. 17

 

 

„Mir begegneten noch viele Frauen mit riesigen Feuerholzbündeln auf dem Kopf. Ihren fast täglichen Gang in den Busch werden sie wohl noch viele Jahre machen.

Und ich werde in Deutschland sein und muss nur den Schalter drehen oder den Knopf drücken, um das Teewasser zum Kochen zu bringen.“

A.Schwarz: Akuabo – sei willkommen! Reise in ein Dorf in Ghana. dtv 1990, S. 151

 

Ama Ata Aidoo (Ghana) wurde 1942 geboren. Sie studierte Englisch an der University of Ghana in Legon, unterrichtete an der University of Cape Coast, war 1982-83 Erziehungsministerin Ghanas und wandte sich schon früh der Literatur zu.

In ihrer Kurzgeschichte „Morgenstund’“ schreibt sie:

„Wie kommt es denn eigentlich, dass wie abgelegen und vergessen eine ländliche Klinik auch sein mag, zwei Dinge unweigerlich in rauhen Mengen vorhanden sind: Flugblätter und Proben zum Schlankwerden und Mittel zur Empfängnisverhütung? Oder? (...) und für Hospitäler wie dies hier hätten wir natürlich nie einen Mangel an Medikamenten, wenn es Verhütungsmittel wären, die wir allen Patienten geben könnten, selbst Männern und Kindern, mit der Aufforderung, diese dreimal täglich vor dem Essen zu nehmen.

 

Und derweil verhält sich unsere Regierung genauso wie ein professioneller Bettler. Sie hat gelernt, wie man wirklich bettelt. Oberste Regel ist: Akzeptiere, was dem Gebenden lieb ist. Und die Regierung weiß ganz genau, dass den Gebenden eines wirklich besonders am Herzen liegt: Es sollte nicht zu viele von uns geben.

 

Opokuya hatte ziemlich gründlich über die Politik von Bevölkerungskontrolle und Dicksein nachgedacht. Sie war zu der Überzeugung gelangt, dass die Art und Weise, wie mit Bevölkerungskontrolle, besonders für Afrikaner, umgegangen wurde, schlichtweg erschreckend war. Jemand, der ein so starkes Interesse daran hat, dass du keine Kinder produzierst, kann ganz sicher auch kein Interesse an deiner Gesundheit oder deinem Wohlergehen haben, und auch nicht an dem deiner Kinder.“ In: Töchter Afrikas. Piper 1994, S. 178 f.

 

“Ich bin eine Intellektuelle. Einst sah ich mein Studium und die anschließende Büroarbeit in der Stadt als Emanzipation an. Ich wollte mir die Hände nicht mehr schmutzig machen. Kochen war für mich eine minderwertige Arbeit, die nicht zu einer Intellektuellen passt. Der Haushalt war für mich ein Abbild der Rückständigkeit, Emanzipation war Entwicklung und Fortschritt. Fortschritt gab es nur in der Stadt, und die sollte ein Abbild des westlichen Lebens sein.

So ging das weiter, bis ich eines Tages einsehen musste, dass ich als intellektuelle und relativ wohlhabende Frau weder emanzipiert noch Frau war. Ich hatte mich und das Frausein verleugnet. Da ich wichtige Tätigkeiten weggeschoben hatte, verlor ich Einfluss in der Gesellschaft. Statt aktiv zu sein und mitzugestalten, hatte ich mich an das scheinbar Mächtige gehängt und war so eher eine Kurtisane der Macht geworden. Nun weiß ich, dass das nicht der Weg sein kann. Ich habe zurückgefunden zum großen Respekt gegenüber der Bäuerin, der alten Mutter, die Kinder versorgt, der Frau, die kocht, der Frau, die unscheinbar im Haushalt wirkt. Warum sollte der Haushalt oder der Hinterhof nicht genauso wichtig sein wie der Markt oder das Parlament? Es gehört zum Wesen unserer Zeit, dass wir bestimmte Dinge maßlos überschätzen und andere gering schätzen. Das Wichtigste im Leben von Menschen ist ihr Alltag. Dies zu wissen, gehört zum Kern der Frauenfrage.“ (Flora Nwapa)

In: Al Imfeld (Hrsg.): Wir weinen nicht mehr, Afrika. Waldgut, 1993, S. 12 f.

 

„Dunkel schimmernd zieht das Wasser träge am Ufergras vorbei. „Hast du bemerkt, wie das Wasser die Wirklichkeit spiegelt?“ fragte sie mich. „Nur, wer in diese Wirklichkeit hineinspringt, wird nass!“ lachte Anne.“

Anneliese Schwarz: Akuabo – sei willkommen! dtv 1990, S. 83 ff.

 

„Es hat etwas Beschämendes, das, was das Volk liebt, nicht zu lieben, man steht nicht gern außerhalb. Aber es wäre feige, für etwas zu schwärmen, nur weil die Masse es tut, obwohl man es eigentlich widerlich findet.“

Erika u. Klaus Mann: Abenteuer einer Weltreise. Rowohlt 1998, S. 48

 

„Die reichen Leute stiften gerne etwas. Aber gebaut werden muss für ihr Geld – damit ihre Güte ein unvergängliches Denkmal habe.“

Erika u. Klaus Mann: Abenteuer einer Weltreise. Rowohlt 1998, S. 73

 

„In Ghana bleibt niemand lange allein, es findet sich immer jemand, der sich um einen Kranken kümmert.“ Anneliese Schwarz: Akuabo – sei willkommen! dtv 1990, S. 152

 

„Die größeren Kinder schleppen ihre Geschwister auf dem Rücken, setzen sie ab, wollen mit mir reden, mich berühren. Sie probieren, wie sich meine rosa Haut an den Armen anfühlt und mein kurzes blondes Haar.

So viele warme, verschwitzte Kinderhände an meinem Körper! So viele dunkle Gesichter mit leuchtenden Augen, ganz nah! Und wie sie staunen, als wäre ich ein Zootier, das englisch spricht.“ Anneliese Schwarz: Akuabo – sei willkommen! dtv 1990, S. 41

 

„Im Prozess des interkulturellen Lernens lohnt es sich, nicht nur die Unterschiede, sondern auch die Gemeinsamkeiten zwischen Afrika und Deutschland anzuschauen. Nur Phänomene, die gesellschaftlich ähnliche Funktionen haben, können mit Erfolg übertragen werden.“

Diana Violette Bonnelame: Sie haben sich verändert. Eine Afrikanerin beobachtet deutsche Frauen nach ihrer Rückkehr. In: Gabriela Mönnig (Hrsg.): Schwarz Afrika der Frauen. 1989, S. 279

 

„Und hörst du auch fremde Länder und Kontinente erklingen, Du kannst ja gar nicht aus deinem Kreise springen.“ (André Germain)

 

 

Ghanaische Sprichwörter:

 

Wer Krabben fangen will, muss seinen Hintern in die Luft recken.

Antilopen laufen immer zu zweit, damit sie sich gegenseitig den

Dreck aus den Augen pusten können.

Was schnell kommt, verschwindet auch schnell.

Wer sich für sehr zivilisiert hält, sagt sogar der Ziege „Guten Tag“.

Wer in die Augen eines Toten guckt, wird bestimmt einen Geist sehen.

Das Pferd mag verrückt sein,, der Reiter aber noch lange nicht.

Das Huhn weiß, dass der Tag anbricht, lässt jedoch den Hahn krähen.

 

 

„In Amerika hat der Rassenhass abscheuliche Dimensionen. Der Neger soll kulturell auf einer tieferen Stufe als wir stehen, deshalb wird er nicht anders als ein Hund behandelt.

Wir sehen unsern sympathischen jungen Freund an und müssen den Kopf schütteln. Warum wäre Schande, am selben Tisch mit ihm zu sitzen? Nach und nach wird es ein bisschen komisch, wenn wir uns auf unsere ‚Kultur’ so besonders viel einbilden, nach allem, was schließlich vorgefallen ist.

Das Negerproblem ist für Amerika ein sehr ernstes. Mit Schrecken sieht man auf die unheimliche Fruchtbarkeit der Schwarzen. Man erkennt die jüngere, die vitalere Rasse. Welche Gefahr wächst hier den Weißen herauf? Angst mischst sich in die Verachtung, mit der der Weiße dem Dunkeln begegnet.

Diese Verachtung ist stupide als Ausweg. Wer sich gegen etwas Nachrückendes stellt, muss feige sein oder dumm.

Fremde Rassen – schwarze, braune oder gelbe – verachten, ist reaktionär, weil die Zukunft den gemischten Rassen gehört.

Die Menschheit des nächsten Jahrhunderts wird lachen, wenn sie denkt, dass einmal weiße Männer schwarze unter sich stellten. Achten wir doch die Zeichen! Die Zeit bereitet sich vor, da Rassenunterschiede ebenso wenig gültig wie Klassenunterschiede sein werden.

Die weiße Rasse allein wird die Zukunft nicht tragen.“

Diese Zeilen schrieben Erika und Klaus Mann in ihrem Buch Rundherum. Abenteuer einer Weltreise, die sie im Alter von 21 und 22 Jahren 1927 unternahmen. Das Buch erschien im Rowohlt Taschenbuchverlag in der 26.-28. Tausendsten Auflage 1988.

 

„In der Belletristik kamen gute Bücher erst nach der Unabhängigkeit Ghanas heraus. Die schreibende Zunft ist in Ghana klein geblieben, bis heute sind es nicht mehr als etwa 50 Autoren, die mehr schlecht als recht versuchen, ihre Begegnung mit diesem Planeten auf ihre Weise zu dokumentieren. Wahrscheinlich sind sie so wenig, weil man in einem Land, in dem immerhin noch knapp die Hälfte der Bevölkerung nicht lesen und schreiben kann, kaum mit Bücherschreiben seinen Lebensunterhalt verdienen kann.“ Jojo Cobbinah: Ghana. Peter Meyer, 1995, S. 181

 

Über Ghanas Grenzen hinaus bekannt wurden als

Schriftsteller:                                     Dichter:

 

Ama Ata Aidoo                          Kofi Awoonor

Cameron Duodu                         Atukwei Okine

Ayi Kwei Armah                        Ellis Ben Smith

Meschack Asare                          A. Kayper-Mensah

                                                                              Kobina Eyi-Aquah

Generell ist anzumerken, dass vergleichsweise sehr wenig Werke von afrikanischen Autoren, noch weniger von ghanaischen Autoren ins Deutsche übersetzt werden. Drei Übersetzungen aus dem Ghanaischen sind:

 

Ayi Kwei Armah: Die Schönen sind noch nicht geboren. Ullstein 1982

Meschack Asare:  Kwadjo und das Trommelmännschen.

                               Tawia geht zum Meer.

Ama Darko:           Der verkaufte Traum. Schmetterling Verlag, Berlin 92

 

Bücher lesen heißt wandern gehen. (Jean Paul, 1763-1825)

Lesen, das ist die Beschäftigung mit der Menschenseele. (Thomas Mann, 1875-1955)

Lesen ist die Möglichkeit, mehr als ein Leben zu leben, ohne mehr als einen Tod zu sterben. (Marion Zimmer Bradley)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Jeder Tag in Ghana war für mich ein Erlebnis. Es ist eigenartig, wir werden als Entwicklungshelfer, als Lehrer und als technische Besserwisser aus den industrialisierten Ländern dorthin geschickt, und zurück kommen wir selbst als reich Beschenkte.“

A. Schwarz: Akuabo – sei willkommen! Reise in ein Dorf in Ghana. dtv 1990, S. 20

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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