"Let's e-mail to America"
/ "OK - USA"
Teamwork und neue Technologien bilden die Basis für
internationale und interdisziplinäre Unterrichtsprojekte
Im März 1997 lernten
Schülerinnen und Schüler der zweijährigen Berufsfachschule des Berufskollegs
der Stadt Gütersloh im Englischunterricht das Internet als Informationsmedium
kennen. Zwei Monate später "chatteten" sie frei, sicher und
selbstbewußt in englischer Sprache mit Jugendlichen des Broxtowe College Nottingham
in England.
"Let's e-mail to students in America" lautete
bald darauf der Vorschlag der Handelsschülerinnen und -schüler, die durch den
Umgang mit modernen Kommunikationsmedien im Fremdsprachenunterricht eine hohe
Lernmotivation zeigten.
Nach dem Austausch
gegenseitiger Vorstellungsbriefe per e-Mail mit den "seniors"
(Schülerinnen und Schülern der Klasse 12) der Amber-Pocasset High School in
Oklahoma/USA, erstellten die deutschen Schülerinnen und Schüler umfangreiche
"Fotostories" über ihren schulischen Lebensraum. Die Resonanz der
Amerikaner war beeindruckend: 37 Darstellungen der ganz anderen Lebenswelt von
Jugendlichen im sogenannten "small town America".
Natürlich wurden alle
Fotostories der Amerikaner individuell aus Gütersloh beantwortet. Die
Amerikaner bekamen nicht nur einen Einblick in "the German way of
life", sondern erfuhren viel über das ausgeprägte Familienleben türkisch-,
griechisch-, spanisch-, polnisch- und russischstämmiger Jugendlicher im Kreis
Gütersloh. Gleichzeitig wurde die multikulturelle Unterrichtsarbeit gefördert.
Eine Betriebserkundung eines
heimischen Süßwarenherstellers, deren Ergebnisse in englischer Sprache zur
Information der amerikanischen Jugendlichen reflektiert wurden, führte zur
umfassenden Erweiterung des Fachvokabulars der Berufsfachschülerinnen und
-schüler.
In interdisziplinärer
Zusammenarbeit mit den Fachlehrern für Informatik wurden alle zentralen
Projektergebnisse auf der Schulhomepage dokumentiert.
Höhepunkt des ersten
e-mail-Projektes war der Besuch der amerikanischen Lehrerin, Mrs Anita
Akin, in Gütersloh. Sie kam zur Abschlußfeier der Berufsfachschulklasse (BF 61)
am 18. Juni 1998. Ihre herzliche Begrüßung durch den Schulleiter wurde mit
fröhlichem Beifall seitens der Schülerinnen und Schüler begleitet.
Im Schülerstammlokal in der
Innenstadt kam es anschließend zu einer wirklichen deutsch-amerikanischen
Begegnung, die zugleich eine Begegnung zwischen den Generationen war.
Gleich zu Beginn des neuen
Schuljahres 98/99 wurde von amerikanischer Seite der Wunsch nach einer
Intensivierung der Kontakte über den Atlantik "gemailt". Diese Chance
durfte nicht ungenutzt bleiben.
Das Design eines
interdisziplinären Unterrichts-Projektes "OK - USA", das im Zentrum des Bildungsgangs der Höheren
Berufsfachschule für Abiturientinnen und Abiturienten stehen sollte und dessen Abschluß eine Studienfahrt nach Oklahoma
bildete, wurde im Team mehrerer Fachlehrerinnen und Fachlehrer entworfen.
Im Rahmen dieses Projektes
wurde das Internet als Kommunikations-, Präsentations- und Informationsmedium
genutzt. Auch dieses Mal wurden
"Fotostories" über das schulische, familiäre und kommunale Umfeld in
englischer Sprache geschrieben. Eine themenzentrierte Betriebserkundung führte
u. a. zur Präsentation weiterer Betriebe des Kreises Gütersloh auf der Schulhomepage,
natürlich auch in englischer Sprache.
Zur Vorbereitung der
Studienfahrt wurde im Internet umfangreich recherchiert. In Kleingruppen
bereiteten die Abiturientinnen und Abiturienten ihre zuvor selbst gewählten
Themen, z. B. zur Geschichte der USA, Oklahomas und seiner Städte vor. Alle
fünf zu erkundenden amerikanischen Betriebe hatten umfangreiche "homepages",
die eine gute Informations- und Wortschatzgrundlage boten.
Sicher vorbereitet traten dann
am 18. März 1999 dreizehn Abiturientinnen und Abiturienten die Flugreise nach
Dallas/USA an. Dort wurden sie von Schülern, Eltern und Lehrern mit
Willkommensbannern am Flughafen empfangen. Nach dem Besuch der J. F. Kennedy
Gedenkstätte und des Themenparks "Six Flags Over Texas", erfogte der
Transfer nach Amber-Pocasset im Staate Oklahoma, unserem primären Reiseziel.
Die folgenden zehn Tage
bedeuteten für die deutschen Jugendlichen, die fast alle das erste Mal die USA
besuchten:
-
als Gäste überaus freundlich und mit großer Wärme in den
Gastfamilien aufgenommen zu werden;
-
eine kleine High School mit ihren hervorragenden medialen
Möglichkeiten zu erleben;
-
eine ausgezeichnet ausgestattete berufsbildende Schule
mit umfassenden Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten zu besuchen;
-
in einer Universität mit einem ausgeprägten "Studium
Generale" zur ganzheitlichen Förderung ihrer Studentinnen und Studenten
durch den Rektor persönlich empfangen zu werden;
-
industrielle Vielfalt und Andersartigkeit zu erfahren bei
der Besichtigung eines Design- und eines Feinelektronikbetriebes, eines Armaturen-,
eines Stoßdämpfer- und eines Autoherstellers;
-
die kulturelle Vergangenheit der "Native
Americans" und ihre gegenwärtige Situation zu sehen;
-
Informationen zur Besiedlungspolitik Oklahomas und seiner
militärischen Gegenwart zu bekommen;
-
mit Ereignissen der jüngsten Vergangenheit ("the
bombing site in Oklahoma City") konfrontiert zu werden;
-
eine großartige Landesnatur zu erleben.
Die zehn Tage bedeuteten u. a.
für einige Schülerinnen und Schüler aber auch:
-
Wohnen im Wohncontainer;
-
ein Plunderteilchen zum Frühstück, "fast
food" zum Mittag und am Abend;
-
Schulunterricht nach einem starren Curriculum zu
erfahren;
-
Arbeitsplätze zu sehen, die durch Vernachlässigung von,
Schmutz und Monotonie Sicherheitsbestimmungen gekennzeichnet sind;
-
an Videotreffen, am Bowling und "Crusing" als
(fast) ausschließlichem Freizeitvergnügen amerikanischer Jugendlicher auf dem
Lande teilzunehmen.
Welch hohe Bedeutung dem Besuch
der deutschen Schülergruppe im Staat Okla-homa beigemessen wurde, geht
vielleicht am besten aus den Worten des amerikanischen Schulleiters hervor, der
den ausführlichen Bericht über die Studienfahrt auf der ersten Seite der
überregionalen Zeitung folgendermaßen kommentierte: "Wenn es einer Schule
überhaupt gelingt, auf der ersten Seite erwähnt zu werden, so müsse sie
mindestens das nationale Baseball-Spiel gewonnen haben."
Die HA 81 gewann kein
Baseball-Spiel, aber sie kehrte mit unschätzbaren Erfahrungen und gemeisterten
Anforderungen an Einfühlungsvermögen, Flexibilität und Gruppendynamik zurück.
Alle sprachen sich für eine Wiederholung dieses Projektes, insbesondere seiner
Einbettung in den Fächerkanon des Bildungsgangs aus.
Dass die persönliche Begegnung
mit den Menschen eines anderen Landes auch im Zeitalter des Internets durch
nichts zu ersetzen ist, geht aus dem Schlußsatz der Reflexion einer Schülerin
besonders deutlich hervor: "The study trip to Oklahoma was the best way to
learn more about the American way of life which was and is totally different
>from what I had expected before I went to America."